Integriertes Biodiversitätsmonitoring und Online-Direktvermarktung zum Erhalt traditioneller Landsorten

 

Peru

 

© Internationales Kartoffelzentrum (CIP)

 

Worum es geht

Wir arbeiten an einer Lösung für eine integrierte, digitale Beratung, die das Monitoring der biologischen Kartoffelvielfalt mit Ansätzen der Bürger*innenwissenschaft verbindet. Durch die Kombination einer Crowd-Sourcing-Anwendung für das Monitoring von traditionellen Landsorten und einer E-Commerce-Plattform, legen wir die Grundlage für ein selbsttragendes Netzwerk von Wertschöpfungskettenakteur*innen. Auf diese Weise bringen wir Landwirt*innen, Jugendliche, Lehrer*innen, Techniker*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Verbraucher*innen zusammen, schaffen Zugang zu hochwertigen Märkten und tragen zum Erhalt der Agrobiodiversität bei.

 

Laudatio der Jury

Während die landwirtschaftliche Biodiversität weltweit bedroht ist, kultivieren in den peruanischen Anden Kleinbäuer*innen immer noch Tausende von Kartoffelsorten. Der Erhaltungszustand dieser einzigartigen Vielfalt bleibt jedoch weitgehend undokumentiert. Sortenvielfalt ist eine agrarökologische "Risikominimierungsstrategie", die Landwirt*innen hilft, sich an Herausforderungen wie Schädlinge, Krankheiten und den Klimawandel anzupassen. Monitoringsysteme, die auf lokalem Wissen basieren, sind notwendig, um fundierte Entscheidungen zu treffen und neue Märkte zu erschließen.

 

Der Ansatz des Konsortiums beruht auf App-basierter Bürger*innenwissenschaft zur Nachverfolgung des Erhaltungszustands der Sortenvielfalt, online-gestützter Direktvermarktung, der Landwirt*innen und Verbraucher*innen direkt miteinander verbindet, und einer Wiki-Plattform für Kleinbäuer*innen.

 

"Mit digitalen Mitteln verbindet dieser innovative und neue Ansatz ein vielfältiges Netzwerk von Akteur*innen, um 12.000 Jahre der Pflanzenentwicklung zu erhalten, zu erfassen und auszuwerten. Die Einbeziehung der Verbraucher*innen sichert ihr Interesse und ihre Beteiligung an der Erhaltung der Sortenvielfalt."

 

Agrobiodiversität ist ein Eckpfeiler der Agrarökologie und fördert Resilienz und Nachhaltigkeit. Alte Kartoffelsorten, die in langen Rotationszyklen angebaut werden, bieten Ernährungsvielfalt, Stressresistenz und stellen ein hochwertiges Produkt für Märkte dar, die Landwirt*innen und Verbraucher*innen verbinden. Angesichts der zentralen Rolle von Agrobiodiversität für die Anpassung an den Klimawandel, aber auch für die Verbesserung von Methoden zur Rettung von bedrohten Kartoffelsorten, kann die Relevanz der Kartierung und Registrierung von Keimplasma für die in-situ-Konservierung, die Verwendung in Züchtungsprogrammen sowie für die landwirtschaftliche Produktion nicht genug betont werden.

 

Generationsübergreifendes Lernen ist ein zentraler Bestandteil der Agrarökologie. Der digitale Beratungsansatz fördert den Informationsaustausch zwischen Jung und Alt und macht altes (indigenes) Wissen in neuen (digitalen) Formaten zugänglich.

 

Die für dieses Projekt entwickelten Instrumente und Ansätze haben Potenzial, auf andere Nutzpflanzen angewendet zu werden. Die Smartphone- und Crowdsourcing-Tools sind innovative Ansätze sowohl für den Online-Handel als auch für das Monitoring. Von der Kombination aus modernen Instrumenten und Bürger*innenwissenschaft profitieren Landwirt*innen als auch Verbraucher*innen.

 

Eindrücke von Beteiligten

Die Konsortien wurden eingeladen, Eindrücke von beteiligten Akteur*innen zu teilen.

Zurück in die Zukunft: Alten Sorten durch digitale Innovation neuen Wert geben

 

Die fünfzehnjährige Yedali Reyes Chavez lebt mit ihrer Mutter Alda und ihren Großeltern in der Andenhochlandgemeinde Bella Vista in der Nähe von Pasco, Peru. Alda ist Mitglied der AGUAPAN (Asociación de Guardianes de Papa Native del Centro de Peru) und eine langjährige "Kartoffelwächterin".

"Ich habe die Leidenschaft, Kartoffeln zu sammeln, von meinem Vater geerbt. Als er alt wurde und es nicht mehr konnte, kümmerte ich mich um unsere Familiensorten."

 

In der Schule nahm Yedali am Pilotprojekt zur Bürger*innenwissenschaft teil, um den Erhaltungsgrad der Andensorten zu kontrollieren.

"Wir haben die VarScout-App verwendet, um mit Hilfe meiner Mutter und meiner Großeltern verschiedene Kartoffeln zu erkunden. Jetzt kann ich meinen Teil dazu beitragen."

 

Víctor Anco ist der 25-jährige Sohn von Víctor Anco Chirinos: Witwer, "Kartoffelwächter" und einer der Leiter*innen innerhalb der AGUAPAN. Victor Jr. wuchs im zerklüfteten Hochland von Caruya auf, zog aber vor fünf Jahren nach Lima, um an der César Vallejo University zu studieren.
Lima ist ein herausfordernder Ort, aber Victor Jr. glaubte immer, dass das Kartoffelerbe seines Vaters eine Geschäftsmöglichkeit sein könnte. Als der E-Commerce von Miski Papa begann, meldete sich Victor Jr. freiwillig, um das Geschäft in Lima zu fördern. Die erste Charge des Jahres 2022 kam am 19. April an und war in nur drei Tagen ausverkauft.

 

"Im Zeitalter der digitalen Netzwerke gibt es keine Entschuldigung für junge Unternehmer*innen aus dem ländlichen Raum, keine Wege zu finden, um aus der Biodiversität Wert zu schöpfen"

 

Die Menschen nehmen diesen integrierten Beratungsansatz zur Kenntnis. Das peruanische Bildungsministerium und das Umweltministerium wollen es nutzen, um die Vielfalt zu kontrollieren und Innovation in interkultureller Bildung zu fördern. Yedali hofft, dass die Teilnahme ihrer Mutter an AGUAPAN es ihr ermöglichen wird, das erste Familienmitglied zu werden, dass an die Universität geht. Inzwischen hat Victor Jr. diesen Erfolg in einige beeindruckende Verbindungen einfließen lassen: Der berühmte peruanische Koch Virgilio Martinez aus dem weltbekannten Restaurant El Central hat Miski Papa gekauft und möchte die Möglichkeit einer regelmäßigen Lieferbeziehung erörtern.

 

Die Vergangenheit als Ausgangspunkt nutzen, um heute Wertschöpfung und Bedeutung zu schaffen und die Agrobiodiversität für die Zukunft zu erhalten!

Hauptantragsteller

Das Internationale Kartoffelzentrum (CIP) ist eine Organisation für Forschung und Entwicklung mit Sitz in Lima, die innovative, wissenschaftlich fundierte Lösungen anbietet, um den Zugang zu erschwinglichen, nahrhaften Lebensmitteln zu verbessern, ein inklusives, nachhaltiges Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum zu fördern und die Klimaresistenz von Agrar- und Ernährungssystemen mit Wurzeln und Knollen zu verbessern. Das CIP koordiniert im Rahmen des Projekts die Entwicklung des Registers für traditionelle Landsorten, unterstützt den Online-Handel für städtische Konsumentinnen- und Konsumentengruppen, leitet die Entwicklung der integrierten Plattform und sorgt für die politischen Einbettung.

 

Mitglieder des Konsortiums

Grupo Yanapai, Quechua für "Hilfe", ist eine peruanische gemeinnützige Vereinigung von interdisziplinären Forscher*innen. Ihre Aktivitäten konzentrieren sich auf die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprozessen sowie von Innovationen und den Austausch von Erfahrungen und Wissen zur Verbesserung der Ressourcennutzung im Hinblick auf nachhaltige agroökologische Systeme. Grupo Yanapai koordiniert die Ausbildung von Landwirt*innen, Jugendlichen und Lehrer*innen und bietet Unterstützung für Landwirt*innen, die sich für die Aufrechterhaltung traditioneller Landwirtschaft einsetzen.

 

Die Asociación de Guardianes de Papa Nativa (AGUAPAN) ist eine Vereinigung von "Hütern", die sich für die Erhaltung der Sortenvielfalt der Andenkartoffel in Zentralperu einsetzt und ihren Mitgliedern dadurch die Möglichkeit bietet, ihr Wohlbefinden zu verbessern und die biologische Vielfalt zu erhalten. AGUAPAN organisiert die Vermarktung von Landsortenmischungen (Qualität, Quantität, Rückverfolgbarkeit) und bezieht Schulen mit ein.

 

Die Resonanz Group ist ein Unternehmen, das sich auf neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) oder das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) spezialisiert hat und Beratungsdienste, Ideenfindung und die Umsetzung von Projekten anbietet. Die Resonanz Group entwickelt die App, berät bei E-Commerce und Traceability sowie bei der Entwicklung integrierter Plattformen.

 

Die University of Engineering and Technology (UTEC) bietet eine hochwertige Hochschulbildung, die Forschung und die Entwicklung von technologischen Innovationen ins Zentrum stellt und sozial sowie nachhaltig ausgerichtet ist. Die UTEC spezialisiert sich in der Ausbildung junger Menschen in den Bereichen Ingenieurwesen, Informatik und Wirtschaft. UTEC ist im Indecopi-Ranking der Forschungspatentanmeldungen der peruanischen Universitäten (1990-2021) platziert.

Die anderen Finalisten

Stärkung der digitalen Kompetenz ländlicher Jugendlicher

Dieses Projekt zielt darauf ab, Jugendliche im ländlichen Indien digital zu qualifizieren, damit sie agrarökologische Beratung im  Kartoffelanbau anbieten können..

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Schlangen und Leitern auf dem Weg zur Agroökologie

In diesem Projekt soll ein Brettspiel zur Vermittlung (und Wiederholung) von agrarökologischen Praktiken (Do's and Don'ts) für Kleinbauernfamilien in Indien und Tansania entstehen.

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Die Bewertung wurde von der Expertenjury vorgenommen und spiegelt nicht die Meinung oder Erfolgsabschätzung der GIZ oder des BMZ wieder.