Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste)

Einst das Wirtschaftswunder Westafrikas, heute geprägt von Konflikten und dem Raubbau an der Natur: Auf dem langen Weg zum Schwellenland erleidet die Côte d’Ivoire immer wieder Rückschläge.

 

Hauptstadt

Yamoussoukrou

Amtssprache

Französisch

Fläche

322.460 km²

Einwohnerzahl

ca. 23,1 Mio.

Bevölkerungswachstum

2,5%

Ländliche Bevölkerung

45,8%

Bruttoinlandsprodukt

32,8 Milliarden US-Dollar

Pro-Kopf- Jahreseinkommen

1.420 US-Dollar

Anteil der Landwirtschaft am BIP

27,7 %

Schweregrad des Hungers laut Welthunger-Index

ernst (26,5, Trend: +0,8)

Anteil der Unterernährten an der Gesamtbevölkerung

15,4 %

Human Development Index

Index: 0.474 / Rang: 171 von 188

Anteil der Bevölkerung, der von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag lebt

29,9 %

Exportküste - einst Elfenbein, heute Kakao

Ihren Namen behielt die Côte d’Ivoire aus der vorkolonialen und kolonialen Zeit bei, in der sie durch den Handel mit Elfenbein Bedeutung erlangte. Heute schmückt ein stolzer Elefant mit Stoßzähnen das ivorische Wappen – der Handel mit Elfenbein ist inzwischen illegal. Stattdessen ist das westafrikanische Land mit einem Marktanteil von 40 Prozent der größte Produzent der Welt für Rohkakao; beim Exportgut Kaffee belegt die Côte d’Ivoire Platz 7 der weltweiten Produktion.

In den 1960er Jahren erfuhr das gerade unabhängig gewordene Land durch seine Exportgeschäfte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Schwankende Weltmarktpreise für Kakao, politische Machtkämpfe und ethnische Konflikte warfen es in den letzten Jahrzehnten jedoch in seiner Entwicklung zurück. Nach dem Bürgerkrieg in 2002 und einer erneuten Krise 2010/2011 träumt das Land vom wachsenden Wohlstand. Doch dem Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre von knapp 9 Prozent steht ein kontinuierlicher Anstieg der unterhalb der Armutsgrenze lebenden Menschen gegenüber.

 

Vom Mirakel zum Debakel

Nach der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 entwickelte sich die Côte d’Ivoire aufgrund der exportorientierten und liberalen Wirtschaftspolitik zum „miracle ivorien" – dem ökonomischen Wunder Westafrikas. Es bediente die weltweit steigende Nachfrage an den Rohstoffen Kakao und Kaffee sowie an anderen Exportgütern wie Edelhölzern, Kautschuk, Baumwolle und Bananen. Der Wirtschaftsboom hatte seinen Preis: Mensch und Natur wurden ausgebeutet. Billige Arbeitskräfte migrierten aus den ärmeren Nachbarstaaten in das aufstrebende Exportland. Bis heute arbeiten Kinder auf den Kakao- und Kaffeeplantagen. Um für die Plantagen im Süden des Landes Platz zu gewinnen, rodeten die Großproduzenten große Naturwaldflächen.

 

Durch die Konzentration auf Monokulturen wurde die Côte d’Ivoire vom Weltmarkt und schwankenden Preisen abhängig – und damit besonders krisenanfällig.

 

Diese Ausbeutung der natürlichen Ressourcen hat weitreichende soziale und ökologische Folgen. Ein Drittel der Bevölkerung hat nicht-ivorische Wurzeln. Immer wieder kommt es in der sehr durchmischten Gesellschaft zu Konflikten um Bodenrechte. Die stark vernachlässigte landwirtschaftliche Produktion im Norden konnte durch den geförderten Anbau von Baumwolle kaum ausgeglichen werden. Viele Nord-Ivorer flüchteten in die wachsenden Städte des Südens. Durch die Konzentration auf Monokulturen wurde die Côte d’Ivoire vom Weltmarkt und schwankenden Preisen abhängig – und damit besonders krisenanfällig. Zudem verdrängten die einseitig bepflanzten, überdüngten und pestizidbelasteten Plantagen die natürliche Vegetation und Biodiversität. Die ausgelaugten Böden haben Erosion und starken Niederschlägen wenig entgegenzusetzen.

 

MAGGI MADE IN AFRICA Der Lebensmittelgigant Nestlé verarbeitet in der Côte d’Ivoire nicht nur Kakao, sondern produziert auch die populären „Maggi Cubes". Die etwas angepasste Rezeptur ist aus der vielfältigen ivorischen Küche heute kaum mehr wegzudenken: Es würzt Huhn-, Fisch- und Fleischgerichte, zu denen Maniok-Couscous oder Erdnusssoße passt. Angereichert mit Jod, Vitamin A und Eisen erklärt Nestlé seine salzige Würze zum Gesundmacher und will damit den Kampf gegen Mangelernährung ebenso wie das eigene Image unterstützen.

Zu viel für den Export, zu wenig für den Eigenbedarf

Lange Zeit wurde Kakao in der Elfenbeinküste nur für die Ausfuhr produziert. So macht das „braune Gold" 22 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus und mehr als die Hälfte der Exporte. Laut Weltbank sorgt das Kakaogeschäft auch für zwei Drittel aller Arbeitsplätze und Einkommen. Für die meisten Ivorer ist Schokolade aber ein teures Luxusgut, das im Ausland hergestellt wird. 2015 weihte Präsident Alassane Ouattara die erste Schokoladenfabrik im Land ein mit den Worten, dass mit Schokolade ‚made in Côte d’Ivoire’ endlich auch für die Kakao-Pflanzer der Schokoladengenuss erschwinglich würde. Zu den Essgewohnheiten der Einheimischen gehört sie jedoch bisher nicht.

 

Lange Zeit wurde Kakao in der Elfenbeinküste nur für die Ausfuhr produziert. So macht das „braune Gold" 22 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus und mehr als die Hälfte der Exporte. Laut Weltbank sorgt das Kakaogeschäft auch für zwei Drittel aller Arbeitsplätze und Einkommen. Für die meisten Ivorer ist Schokolade aber ein teures Luxusgut, das im Ausland hergestellt wird. 2015 weihte Präsident Alassane Ouattara die erste Schokoladenfabrik im Land ein mit den Worten, dass mit Schokolade ‚made in Côte d’Ivoire’ endlich auch für die Kakao-Pflanzer der Schokoladengenuss erschwinglich würde. Zu den Essgewohnheiten der Einheimischen gehört sie jedoch bisher nicht.

 

Neben der ausgeprägten Agroindustrie verwertet die Côte d’Ivoire viele der erzeugten Lebensmittel auch industriell: Früchte, Reis, Kaffee und Kakao, sowie Zucker und Fisch werden lokal zu unterschiedlichsten Produkten verarbeitet. Auch die großangelegte Geflügelzucht ist bedeutend für die Wirtschaft. Dennoch sind viele Ivorer auf die kleinbäuerliche Land- und Subsistenzwirtschaft als einzigen Lebensunterhalt angewiesen. Auf durchschnittlich weniger als fünf Hektar Land bauen die Familien Yams, Koch- und Obstbananen, Hirse, Süßkartoffeln und Mais sowie Gemüse an. Wichtiges Grundnahrungsmittel ist zudem Reis. Wie beim Gemüse übersteigt die Nachfrage an Reis die Produktion und das Getreide muss importiert werden. Insbesondere im verarmten und von Landflucht betroffenen Norden haben die Menschen nicht genug und ausreichend nahrhaftes Essen zur Verfügung.

 

Das Ziel der Elfenbeinküste: Aufstieg und Armutsbekämpfung

Die Côte d’Ivoire befindet sich in einem Dilemma: Das Land muss viel Geld in die Ernährungssicherung der eigenen Bevölkerung investieren, die wiederum zu großen Teilen für den landwirtschaftlichen Export arbeitet. Die intensiv betriebene Landwirtschaft ist einerseits der Schlüssel zum ersehnten Aufstieg vom Entwicklungs- zum Schwellenland, andererseits profitieren die mehrheitlich armen Ivorer nicht von ihr. Auch aufgrund der gravierenden Umweltprobleme gilt es, entschieden und schnell zu handeln. Mit einem nationalen Entwicklungsplan setzt sich die Regierung bis 2020 unter anderem die Ziele, Frieden, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit zu schaffen, hohe Ernteerträge zu erwirtschaften und dabei gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schonen. Außerdem will sie bis dahin wieder ihren Platz als starker Handelspartner in der internationalen und regionalen Szene einnehmen.

 

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