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Ghanas Wirtschaft fußt auf Gold und Kakao – Luxusgüter für den Weltmarkt. Gleichzeitig wird sie durch billige Nahrungsmittelimporte und hohe Schulden geschwächt.
Accra
Englisch
238.540 qkm
28,2 Mio.
2,2%
45,3 % der Gesamtbevölkerung
42,6 Milliarden US-Dollar
Ca. 1.513 US-Dollar
19,6 %
mäßig (Wert: 16,2)
2,3 %
Index: 0,586 / Rang: 140 von 188
25,2 %
Ghana gehört zu den weltweit wichtigsten Produzenten von Gold und Kakao sowie Edelhölzern, konsumiert aber nur wenig davon selbst. Auch der Export von Erdöl und Erdgas kann in naher Zukunft zu den Staatseinnahmen beitragen. Mit Schulden in Höhe von mehr als 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gehört Ghana, trotz Ressourcenreichtums und eines hohen Exportvolumens, zu den 20 am stärksten verschuldeten Ländern weltweit.
Die Entdeckung neuer Erdölvorkommen ermöglichte es der Regierung, seit 2007 neue Kredite aufzunehmen. Doch die sinkenden Weltmarktpreise für Ghanas Exportgüter und hohe Staatsausgaben erschwerten die Begleichung der Schuldenlast. Wichtige Importgüter wie Lebensmittel und Treibstoff wurden immer teurer. Heute übersteigen die staatlichen Ausgaben für die Einfuhr die Einnahmen durch Exporte. Noch dazu fiel der Kurs der nationalen Währung Cedi, so dass der in Dollar bemessene Schuldenstand zusätzlich wuchs. Seit 2014 befindet sich Ghana in einer Wirtschaftskrise, deren Ende noch nicht in Sicht ist. Dies wirkt sich auf die Lebenshaltungskosten und folglich auch auf die Ernährungssituation aus.
Im Kampf gegen den Hunger kann Ghana laut Zahlen der Welternährungsorganisation (FAO) deutliche Fortschritte vorweisen. Galt 1990 noch fast die Hälfte der Bevölkerung als unterernährt, sind es heute nur rund 5 Prozent. Der Welthunger-Index stuft die Situation als „mäßig" ein, während sie vor zehn Jahren noch als „ernst" bewertet wurde. Dies ist vor allem durch Investitionen in den landwirtschaftlichen Sektor sowie Programme zur Armutsbekämpfung gelungen.
Galt 1990 noch fast die Hälfte der Bevölkerung als unterernährt, sind es heute nur rund 5 Prozent
Die Landwirtschaft bleibt der dominierende Sektor in der ghanaischen Wirtschaft, auch wenn sie inzwischen nur noch ein Fünftel des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Mehrheitlich betreiben Familien auf weniger als zwei Hektar Land mit sehr einfachen Methoden Landwirtschaft für den Eigenbedarf. Bei ausreichenden Erträgen verkaufen sie Sättigungsbeilagen wie Mais, Yams, Kassava und Kochbananen auf dem lokalen Markt. Die größeren Farmen produzieren vor allem Palmöl, Kautschuk, Kokosnuss oder auch Mais, Reis und Ananas für den Export.
Vor allem im trockenen, von Wüstenbildung betroffenen Norden des Landes sind Ernährungsunsicherheit und chronischer Hunger verbreitet. Hier sind vier von zehn Kindern unter zehn Jahren unterernährt. Der Klimawandel trägt zur weiteren Bodenerosion bei und bringt mehr Dürren und Überflutungen mit sich – illegaler Holzschlag für die Produktion von Brennmaterial und Kohle tut sein Übriges. Besonders kleine Subsistenzbauern sind von Ernteausfällen betroffen und geben nicht selten die Landwirtschaft auf, um in die Ballungszentren Accra und Kumasi zu migrieren und eine anderweitige Beschäftigung zu suchen.
Viele Bauern auf dem Land nutzen die Viehhaltung, um sich in den Trockenzeiten abzusichern. Wenn auf den Feldern nichts zu ernten bleibt, können sie Vieh und Fleisch verkaufen. Die kleinbäuerlichen Betriebe auf dem Land halten meist nur wenige Tiere und decken damit den Fleischbedarf ihrer Dörfer. Das Vieh weidet auf großen Landflächen; für hochwertiges Futter und eine veterinäre Versorgung fehlen den Bauern die Mittel. Aufgrund des wachsenden Bedarfs der Städter an hochwertigem Fleisch nimmt die kommerzielle Produktion in den urbanen Zentren seit den 1990er Jahren immer mehr zu. Für eine erfolgreiche Industrialisierung des Sektors mangelt es Ghana aber an Infrastruktur und Investitionen. Stattdessen bezieht das Land lebende Tiere aus den Nachbarländern und abgefertigte Produkte aus Europa, den USA, Brasilien und Argentinien.
GHANA ISST ANDERS In der wachsenden Mittel- und Oberschicht der Städte haben sich die Ess- und Lebensgewohnheiten in den letzten Jahren stark verändert. Klimatisierte Einkaufszentren wie die „West Hills Mall" – Westafrikas größtes Shoppingcenter – ergänzen traditionelle Märkte. Einkommensstarke Bevölkerungsteile kaufen vermehrt dort ein, wo es ein vielfältigeres Sortiment an Gemüse, Fleisch, Milchprodukten und Kühlwaren gibt. Es gilt als schick, statt dem Maniok- oder Yamsbrei Fufu auch mal importierte Fertiggerichte wie Pizza, Burger oder Currywürste zu essen.
Da die Hälse, Flügel oder Innereien von Geflügel schlecht auf dem europäischen Markt verkauft werden können, überschwemmen diese den ghanaischen Markt. Das hygienisch abgepackte Importfleisch ist vor Ort sehr beliebt: Seit 2009 haben sich die Hähnchen-Exporte aus Europa in Richtung Afrika verdreifacht. Es ist ein gutes Geschäft für die EU-Länder und ein Schnäppchen für die Konsumenten, aber eine Katastrophe für die ghanaischen Betriebe. Die Regierung versucht vergeblich, die einheimische Geflügelwirtschaft mit Importzöllen und bürokratischen Hürden zu schützen. Befürworter bezeichnen die vermehrte Einfuhr der Geflügelteile dagegen als erschwingliche Proteinquelle für die Ghanaer.
Die Regierung Ghanas will dafür sorgen, dass der Bevölkerung ausreichend nahrhaftes Essen zu angemessenen Preisen zur Verfügung steht. Das Land versucht, mit Frühwarnsystemen Nahrungsmittelkrisen abzuwenden. Besonders fördern möchte es den Anbau der Grundnahrungsmittel Mais, Reis, Yams, Maniok und Bohnen, etwa durch zielgerichtete Bewässerungsvorhaben. Mit einem Fokus auf erhöhte Vielfalt und Wertschöpfung bemüht sich Ghana außerdem um bessere Einkommensmöglichkeiten innerhalb der Agrarwirtschaft. Durch Investitionen des Privatsektors soll sich die Wettbewerbsfähigkeit für agrarische Produkte auf nationalen und internationalen Märkten verbessern. Mehr nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken und Umweltschutz sollen die Böden und Biodiversität schonen. Eine weitere Priorität sind angewandte Forschung und innovative Technologie für die ländliche Entwicklung.