G7-Agrarstrang: Hunger, Klimakatastrophe und Artensterben zusammen bekämpfen
Welche Schwerpunkte setzen die G7-Argrarministerinnen und -minister? Frau Berns, Leiterin Unterabteilung "Internationale Zusammenarbeit, Welternährung“ im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft berichtet zum G7-Agrarstrang. Betont werden unter anderem die Bedeutung nachhaltiger und entwaldungsfreier Agrarlieferketten sowie die Förderung von Investitionen in Forschung und Innovationen.
Die Arbeit im sog. Agrarstrang der G7 stand im Zeichen des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine, dessen Folgen für die Ukraine selbst, sowie der Auswirkungen auf die globale Ernährungssicherheit. Bundesminister Özdemir hatte gleich nach Beginn des Krieges am 11. März zu einer virtuellen Sondersitzung eingeladen. Mit klaren Worten haben die Teilnehmenden, im Beisein des Landwirtschaftsministers der Ukraine, die russische Aggression gegen die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine verurteilt und herausgestellt, dass die G7 absolut solidarisch an der Seite der Ukraine stehen. Mit Blick auf die absehbaren großen Verwerfungen an den Agrarmärkten und den damit verbundenen Erschütterungen bei der Ernährungssicherung haben die Agrarminister:innen dazu aufgerufen, die internationalen Märkte für Agrarerzeugnisse offen und stabil zu halten und damit frühzeitig ein starkes Signal zur Beruhigung der Märkte gesendet.
Auch beim Treffen im Mai war ein zentraler Punkt der Gespräche die aktuellen Auswirkungen des Krieges auf die Land- und Ernährungswirtschaft der Ukraine und auf die globale Ernährungssicherung. Es ist wichtig, dass die G7 weiterhin die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung in der Ukraine sichern und die ukrainische Landwirtschaft bei der Wiederaufnahme ihrer Getreideexporte sowie bei der Beschaffung von Saatgut und Düngemitteln unterstützen. Mit Blick auf die prekäre Lage der Welternährung haben die G7 Agrarminister:innen ihre Verpflichtung bekräftigt, zur Stabilisierung der Märkte beizutragen und sich für die Offenhaltung der globalen Agrarmärkte und die Vermeidung von Exportstopps einzusetzen, um u.a. weitere Preissteigerungen zu vermeiden. Die Preise von Produktions- und Lebensmitteln sollen stärker überwacht werden, um früher auf Entwicklungen wie zum Bespiel Nahrungsmittelspekulationen reagieren zu können. Dafür soll das Agrarmarktinformationssystem AMIS gestärkt werden. Das BMEL wird für diesen Zweck seinen Beitrag an AMIS verdoppeln.
Für Bundesminister Özdemir hatte neben der aktuellen Krisenbewältigung oberste Priorität, eines nicht aus dem Blick zu verlieren:
Die Lösung weiterer globaler Krisen darf nicht verschoben werden. Vielmehr muss ihre Lösung Teil der Krisenbewältigung sein.
Insbesondere die Klimakrise und der Verlust der Biodiversität erfordern unseren Einsatz. Nur resiliente Ernährungssysteme bieten eine solide Grundlage für die langfristige Sicherung der Welternährung. Deshalb stellte die Transformation zu nachhaltigen Ernährungssystemen einen zweiten Schwerpunkt der Beratungen im Agrarstrang dar. Drei Themen standen dabei im Fokus.
Erstens die Förderung nachhaltiger, insbesondere entwaldungsfreier Agrarlieferketten. Hier ist es unser Anliegen, Kohärenz der G7-Regelungen erreichen, um langfristig globale nachhaltige Agrarlieferketten zu stärken. Die OECD wird deshalb die bestehenden Regelungen zu Sorgfaltspflichten der G7-Länder analysieren. Dabei kann u.a. auf den im Auftrag des BMZ erstellten Überblick über relevante Instrumente zur menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflicht (HREDD) aufgebaut werden. Damit gehen wir einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Ein zweites wichtiges Thema ist die Kohlenstoffspeicherung in der Landwirtschaft. Hier war es wichtig, auch die Risiken insbesondere bei der Zertifizierung (z.B. die Frage der langfristigen Speicherung von Kohlenstoff) zu beleuchten. Und schließlich haben wir auch erreicht, dass Investitionen in Forschung und Innovation, sowie Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung und von Antibiotikaresistenzen im G7-Agrarministerkommuniqué verankert wurden.
Abschließend sei betont, dass wir die Transformation unserer Ernährungssysteme nur dann erfolgreich meistern werden, wenn wir die Interessen all derjenigen, die die Lebensmittel produzieren, berücksichtigen. Deshalb müssen wir diesen Prozess so gestalten, dass er zugleich umweltfreundlich und wirtschaftlich verträglich für die Landwirtinnen und Landwirte auch hier in Deutschland ist. Wir im BMEL hoffen, dass von dem erst vierten G7-Agrarministertreffen in der Geschichte der G7 und dem ersten unter deutscher G7-Präsidentschaft wichtige Signale ausgegangen sind - im Hinblick auf die Verurteilung des russischen Angriffskriegs und unsere uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine und ganz besonders auch im Hinblick auf die kurz- und langfristigen Maßnahmen zur Sicherung der Welternährung und eine nachhaltige Transformation der Ernährungssysteme.