Drohnen für inklusives Wachstum in der Landwirtschaft
Die Verwendung von Drohnen bringt Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zahlreiche Vorteile: effizienterer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, kürzere Arbeitszeit und minimierter potenzieller Kontakt mit Agrarchemikalien verglichen mit dem Einsatz von Rückenspritzgeräten. Drohnen ermöglichen besonders schnelles und präzises Spritzen, wodurch der landwirtschaftliche Input optimiert und der Wasserbedarf reduziert werden. In ersten Pilotprojekten hat BASF ermutigende Erfolge erzielt und will in fünf Jahren insgesamt 8.000 Landwirte mit dem Projekt erreichen.
„Ein Ökosystem, das an die landwirtschaftliche Tätigkeit von Menschen angepasst wurde, ist ein Agrarökosystem. Um es zu bewirtschaften muss man mehr beherrschen als landwirtschaftliche Methoden zur Steigerung landwirtschaftlicher Erträge. Agronomen müssen dafür sorgen, dass der Einklang der belebten und unbelebten Umwelt erhalten und somit das System bewahrt bleibt.“ Das hat uns mein Naturwissenschaftslehrer in der achten Klasse anlässlich einer Berufsorientierungsveranstaltung erzählt. Für eine Vierzehnjährige, deren Traum die Unterstützung der Armen in ihrem Land war, schien Agronomie die edelste, komplexeste und wichtigste Wissenschaft zu sein, um das Schicksal der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in El Salvador zu verändern.
Die Landwirtschaftsstatistiken in El Salvador werden von der Zahl 90 dominiert: Ca. 90 Prozent aller Bauernhöfe haben eine Größe von weniger als zwei „manzanas“ (1,4 Hektar) und ca. 90 Prozent der Landwirtinnen und Landwirte besitzen nur 28 Prozent des Ackerlandes, während 72 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen landesweit in der Hand von nur 10 Prozent der Landwirtinnen und Landwirte sind. Die Zahl 90 repräsentiert die Asymmetrie unseres Agrarökosystems.
Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden täglich mit Herausforderungen konfrontiert, die häufig auf mangelnde Sachkenntnis über optimale Anbaumethoden oder die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen sowie auf unzureichende Ausrüstung zurückgehen. Für diese Landwirtinnen und Landwirte ist es häufig zudem schwierig einzuschätzen, wann wieviel Pflanzenschutzmittel verwendet werden sollte. In vielen Fällen führt das zu übermäßiger oder unzureichender Dosierung, was im Gegenzug die Entstehung von Resistenzen bei Schädlingen und Krankheitserregern begünstigt. Ein falscher Umgang mit Pflanzenschutzmitteln geht zudem leider auch mit Umweltrisiken und latenten Gesundheitsrisiken für die Landwirtinnen und Landwirte einher.
Diese innovative Anwendungstechnologie kann eine der körperlich anspruchsvollsten Tätigkeiten ersetzen. Gleichzeitig können junge Menschen auf dem Land motiviert werden, einen Beruf im Landwirtschaftssektor zu ergreifen.
Die Aufgaben von Agronomen sind komplex; die Tätigkeit von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ist jedoch so anspruchsvoll wie keine andere Arbeit auf der ganzen Welt. Obwohl die durchschnittliche Länge der Schulbildung landesweit 2 Jahre und in den ländlichen Gebieten praktisch null beträgt, wird von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erwartet, dass sie die Produktivität ihres Ackerlandes sowie die Effizienz ihrer landwirtschaftlichen Betriebsmittel erhöhen und Pflanzenschutzmittel verantwortungsbewusst einsetzen. Kann die Verwendung einer Technologie der Präzisionslandwirtschaft – zum Beispiel der Einsatz von Drohnen für das Spritzen von Pflanzenschutzmitteln – eine innovative Lösung für diese Herausforderungen sein?
YDas kann sie! …wenn die neue Technologie mit passenden gesellschaftlichen Maßnahmen eingeführt wird, um sicherzustellen, dass sie von den Landwirtinnen und Landwirten auch angenommen wird. Eine weitere Voraussetzung für den Erfolg der Technologie ist die Einbettung in ein inklusives Geschäftsmodells, das die Rentabilität für Landwirtinnen und Landwirten in den Vordergrund stellt. So kann Digitalisierung – hier der Einsatz von Drohnen –Landwirtinnen und Landwirte helfen, ihre Ernte besser zu schützen, ihre Produktivität zu steigern und ihre Ertragskraft zu verbessern.
Drohnen sind ferngesteuerte Fluggeräte, die auch unter dem Namen „unbemannte Luftfahrzeuge“ (unmanned aerial vehicle, UAV) bekannt sind. In Kombination mit analytischen Tools helfen Drohnen Landwirtinnen und Landwirten, Echtzeitinformationen über das von ihnen bewirtschaftete Land zu sammeln. Diese umfassen unter anderem Daten zur Nährstoffversorgung, Biomasse und Entwicklung der Pflanzen, die von biotischen und abiotischen Stressfaktoren beeinflusst werden. Ähnlich wie Satelliten können Drohnen, die mit speziellen Sensoren ausgestattet sind, multispektrale Bilder sammeln. Diese Bilder, in Kombination mit Wetter- und Feldvergleichsdaten sowie Expertengutachten, generieren Algorithmen und können so Schädlingsbefall, Pflanzenkrankheiten sowie Unkrautwachstum vorhersagen und beobachten. Die so entstehenden Frühwarnsysteme für Pflanzenkrankheiten helfen Agronomen sowie Landwirtinnen und Landwirten, das Auftreten von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen besser zu analysieren und den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu bestimmen. Auf diese Weise können Landwirtinnen und Landwirte Entscheidungen auf Grundlage wissenschaftlicher Daten anstelle allgemeiner Empfehlungen oder historischer Informationen treffen.
Drohnen werden auch bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln eingesetzt. Dieser Aspekt ist besonders relevant in Entwicklungsländern, in denen Landwirtinnen und Landwirte sich derzeit den Einsatz von Traktoren oder Flugzeugen nicht leisten können und primär auf Rückenspritzgeräte angewiesen sind.
Die meisten Expertinnen und Experten sind der Meinung, dass der Landwirtschaftssektor schnell altert. Meine Beobachtungen im Feld bestätigen, dass der Haushaltsvorstand einer Landwirtsfamilie im Durchschnitt 50 Jahre alt ist. Stellen Sie sich vor, wie schwierig es für diese Landwirtinnen und Landwirte sein muss, bei 40 °C acht Stunden lang ein 20 kg schweres Spritzgerät auf dem Rücken zu tragen! Die Verwendung von Drohnen kann hier einen echten Unterschied machen. Diese innovative Anwendungstechnologie kann eine der körperlich anspruchsvollsten Tätigkeiten ersetzen. Gleichzeitig können junge Menschen auf dem Land motiviert werden, einen Beruf im Landwirtschaftssektor zu ergreifen.
Drohnen sind bis zu 50-mal schneller als ein herkömmliches Rückenspritzgerät, wodurch Spritzzeit und -kosten reduziert werden. Unserer Erfahrung nach verbrauchen Drohnen bis zu 90 Prozent weniger Wasser als Rückenspritzgeräte. Somit helfen Drohnen den Landwirtinnen und Landwirten insbesondere in Regionen mit Wasserknappheit, diese lebenswichtige Ressource sparsam zu dosieren. Der präzisere Einsatz reduziert die Verschwendung von Betriebsmitteln und somit auch das Risiko unerwünschter Auswirkungen auf die Umwelt. Da Drohnen eine gezielte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen, sind sie bei der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten effizienter als Rückenspritzgeräte.
Alle Landwirtinnen und Landwirte haben unabhängig von der Größe ihres Betriebs das Recht auf Sicherheit bei ihrer Arbeit. Das ist die Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden. Mit Drohnen kann potenzieller Kontakt mit Agrarchemikalien reduziert und landwirtschaftliche Arbeit sicherer gemacht werden. Allerdings können Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sich derzeit keine Drohnen leisten. In der Tat braucht es drei Veränderungen, um Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Lateinamerika den Einsatz von Drohnen zu ermöglichen:
- Einen Wandel im landwirtschaftlichen Betrieb – Landwirtinnen und Landwirtes spritzen Pflanzenschutzmittel nicht länger selbst, sondern überlassen diese Aufgabe einem Dienstleister. So werden zudem zusätzliche Jobs für geschulte Anbieter für Drohnen-Dienstleistungen geschaffen;
- einen Technologiewandel, der Rückenspritzgeräte durch Drohnen ersetzt; und
- einen Wandel des Geschäftsmodells: hier muss gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten ein Netzwerk aus Geschäftspartnern entstehen, die alle von der Technologie profitieren.
Es gibt weitere Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. So zum Beispiel ist der Einsatz von Drohnen in einigen Ländern noch nicht gesetzlich geregelt. Zudem benötigen Landwirtinnen und Landwirte sowie potenzielle Spritzdienstleister Zugang zu Schulungen und Ausrüstung – wie herkömmliche Applikationstechnik müssen auch Drohnen verantwortungsvoll eingesetzt werden. Das Potenzial für einen landwirtschaftlichen Wandel in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen macht Drohnen jedoch zu einer vielversprechenden Innovation, die den Wettbewerbsnachteil von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf der ganzen Welt ausgleichen könnte.