SDG 13 – Die Welt geht nicht im Jahr 2030 unter
Ein Interview von Claudia Jordan
Wie steht es um die Nachhaltigkeitsziele zu Klima, die im SDG 13 festgehalten sind? Ein Interview mit dem Klima- und Landnutzungsexperten Dr. Alisher Mirzabaev über die COP28 und die Frage, ob die 2030-Agenda erreicht werden wird.
Herr Mirzabaev, sind wir auf einem guten Weg, was die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme in einem sich verändernden Klima angeht?
Dr. Alisher Mirzabaev: Vor ein paar Jahren, während der COP26 in Glasgow, konnte ich in der Abschlussdokument kein einziges Wort zu Lebensmitteln, Landwirtschaft, Wasser oder Land finden. Zumindest die "Natur" wurde ein paar Mal erwähnt. Bei der COP27 in Sharm El Sheikh wurden im Abschlussdokument hingegen ganze Abschnitte der Landwirtschaft sowie Maßnahmen zur Wasser- und Landnutzung gewidmet. In Bezug auf die Rhetorik und das Narrativ gab es eine enorme Veränderung. Einer der wichtigsten Beiträge dazu war der UN-Gipfel für Ernährungssysteme (UNFSS) und die damit verbundenen Prozesse. Der Prozess ist jedoch schon seit einiger Zeit in vollem Gange.
Die Agrar- und Ernährungssysteme sind wie große Kreuzfahrtschiffe: Wenn man die Richtung ändern will, passiert dies nur sehr langsam.
Transformation bedeutet einen grundlegenden Wandel - aber meiner Meinung nach wird dieser nicht von einem Tag auf den anderen stattfinden. Aus dieser Perspektive bin ich sehr optimistisch. Wir bewegen uns in die richtige Richtung. Nicht schnell genug, aber ich denke, das ist die politische Realität.
Wir nähern uns der Halbzeit der Agenda 2030. Sind wir mit SDG 13 zum Klimaschutz auf dem richtigen Weg?
Bis vor kurzem schon, bei der Ernährungssicherheit sind wir jedoch vom Weg abgekommen. Das wird automatisch dazu führen, dass wir das SDG 1 zur Armutsbekämpfung nicht mehr erreichen. Ich beschäftige mich viel mit Landfragen und den dazugehörigen Zielen. SDG 15 "Leben an Land" wird nicht vor 2030 erreicht werden.
Beim Klimaschutz wird es viele Fortschritte geben, aber ich glaube nicht, dass wir eine Erwärmung um 1,5 Grad Celsius vermeiden können. Ich denke, wir haben seit 2015 viele Fortschritte gemacht. Aber wegen der Pandemie und der russischen Invasion in der Ukraine haben wir begonnen, uns rückwärts zu bewegen. Wir werden die SDGs wahrscheinlich nicht bis 2030 erreichen. Aber die Welt geht 2030 auch nicht unter. Es wird bereits darüber nachgedacht, wie die nächsten Schritte aussehen, wie wir aus diesem kolossalen Experiment der Menschheitsgeschichte lernen und dann die nächste Periode planen können.
Warum glauben Sie, dass SDGs wie 13 oder 15 nicht erreicht werden können?
Nach verschiedenen Schätzungen gibt es weltweit etwa zwei bis drei Milliarden Hektar degradiertes Land. Das sind 25 Prozent der globalen Landfläche. Schätzungen zufolge brauchen wir etwa fünf bis sieben Billionen Dollar, um dieses Problem zu lösen. Derzeit werden etwa 16 Milliarden Dollar pro Jahr investiert. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir können dieses Geld investieren, aber mit dem Pflanzen eines Baumes ist es noch nicht getan. Damit das Land wiederhergestellt werden kann, muss ein Baum beispielsweise 30 bis 40 Jahre überleben. Das Geld ist jedoch lediglich für die Anfangskosten gedacht und kaum jemand kümmert sich um die langfristigen, jährlichen Unterhaltskosten. Ich denke, wir machen definitiv große Fortschritte - aber nicht schnell genug und nicht in dem erforderlichen Umfang.
Länder wie Ruanda machen hingegen große Fortschritte. Dort wurden bis zu einer Million Hektar Land wiederhergestellt. Dabei stammen fast 70 Prozent der Mittel für die Wiederherstellung von Land von der ruandischen Regierung. Wenn die Wiederherstellung von Land von den oft unsicheren und unbeständigen Geldern internationaler Geber abhängt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass solche Erfolge erzielt werden, viel geringer. Dieser Punkt betrifft auch die Erreichung anderer SDGs.
Was muss bei der COP 28 Bestandteil der Diskussionen werden, damit die diesjährige Klimakonferenz ein Erfolg wird?
Ein Gradmesser für den Erfolg wird sein, ob die Versprechen bezüglich des Anpassungsfonds erfüllt und erhöht werden. Zudem sind die Agrar- und Ernährungssysteme ein zentrales Thema, über das wir mehr diskutieren werden, ebenso wie die Eindämmung des Klimawandels und die Rolle des Landnutzungsmanagements.
Eine Zeit lang herrschte die Annahme, dass eine Anpassung an das Klima für Entwicklungsländer erforderlich sei, während wir in Industrieländern hauptsächlich von Maßnahmen zur Klimaminderung sprachen. Mittlerweile ist wohl allen klar, dass eine Anpassung aller Länder dringend erforderlich ist.