“Wir wollen Hunger und Armut überwinden”

Von

Claudia Jordan
Nach der vierjährigen Amtszeit von Bolsonaro versucht die neue brasilianische Regierung, ihr Engagement für die Agrarökologie wieder aufzunehmen, die Abholzung im Amazonasgebiet zu bekämpfen und indigene Gemeinschaften sowie arme Familien vor Hunger zu schützen. Ein Interview mit der Vizeministerin für ländliche Entwicklung und landwirtschaftliche Familienbetriebe, Fernanda Machiaveli.

Der Kampf gegen Entwaldung ist eine der Prioritäten der neuen Regierung Brasiliens. ©Mateus Ampos Felipe, Unsplash, 2023

Von Fernanda Machiaveli

Fernanda Machiaveli ist Vizeministerin im brasilianischen Ministerium für ländliche Entwicklung und landwirtschaftliche Familienbetriebe. Im Übergangskabinett der Regierung gehörte sie dem Sonderberatungsteam für technische Gruppen, der Koordinierung der Arbeitsgruppe Zentrum der Regierung und der Beratung des Rates für soziale Beteiligung an. Sie ist Doktorandin der Politikwissenschaften an der Universität von São Paulo (USP).

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Welche Prioritäten setzt die neue Regierung in Brasilien für die ökologische Landwirtschaft?

Fernanda Machiaveli: Wir haben drei Prioritäten. Die Erste: Wir wollen Hunger und Armut überwinden. Wir brauchen gesunde Lebensmittel für die Bevölkerung Brasiliens – und Bio-Lebensmittel sind gesund. Daher fördern wir die Agrarökologie sowie ökologische Lebensmittel. Wir werden den Landwirt*innen beim Übergang von der konventionellen zur ökologischen Produktion mit speziellen Finanzmitteln und angemessener technischer Hilfe zur Seite stehen. Angedacht ist dies nicht nur für einen Teil der Bevölkerung.

 

Wir wollen die gesamte Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln versorgen – dreimal täglich auf jedem Tisch in den brasilianischen Familien.

 

Die zweite Priorität ist der Kampf gegen Entwaldung. Wir entwickeln Strategien, um den Menschen im Amazonasgebiet ein Einkommen zu garantieren. Diese Strategie basiert auf der Harmonie zwischen Produktion und Umwelt: Agroforstwirtschaft, Agrarökologie, Biolebensmittel und Bioökonomie haben für unsere Regierung Priorität.

 

In der Vergangenheit hatten wir bereits eine nationale Bio- und Agrarökologiepolitik, die von unserer Vorgängerregierung abgeschafft wurde. In diesem Monat wird unser Präsident zusammen mit den Regierungskammern ein umfangreiches Programm zur Wiederherstellung des agrarökologischen und ökologischen Plans starten. Auch die Bauernverbände werden sich an diesem Prozess der Politikgestaltung beteiligen. Nach vier Jahren ohne eine solche Politik ist dies ein wichtiger Neustart für unser Land.

 

Wie werden Sie die Bauernverbände in den Prozess einbinden?

Wir haben viele große Netzwerke von Bauernverbänden, die sehr gut organisiert sind. Mehrere Organisationen, wie etwa die Agroecological National Association (ANA), werden die Möglichkeit haben, in den nächsten vier Jahren an einem Beratungsprozess der Regierung teilzunehmen.

 

Gibt es Bestrebungen, die Landwirtschaft auf ökologischen Landbau umzustellen?

Es gibt einen Unterschied zwischen Agrarökologie und biologischer Produktion. Für Bio-Lebensmittel braucht man ein Zertifikat. Im Moment konzentrieren wir uns auf den Übergang von der konventionellen zur agrarökologischen Produktionsweise. In der nordöstlichen Region, einem sehr trockenen Gebiet, ist Agrarökologie bereits stark vertreten. Um die Produktion dort möglich zu machen, war die Entwicklung von Technologien notwendig. Die ökologische Produktion ist hingegen eher im Süden möglich, wo die Landwirt*innen besser organisiert sind und eine Zertifizierung beantragen können. Zusammengefasst: In den verschiedenen Regionen des Landes befinden wir uns in unterschiedlichen Stadien. Der Übergang zur Agrarökologie findet in den meisten Teilen des Landes statt, die ökologische Produktion vor allem im Süden.

 

Wie werden Sie die indigene Bevölkerung in diesen Prozess einbeziehen?

Zurzeit leiden viele indigene Gemeinschaften unter Hunger. Wir werden der deutschen Regierung unter anderem eine Partnerschaft vorschlagen, um diese Gemeinschaften zu unterstützen. Die Yanomami-Gemeinschaft im nördlichen Amazonasgebiet zum Beispiel hat keinen Zugang zu Nahrungsmitteln, weil ihre Umwelt zu sehr geschädigt ist. In den letzten vier Jahren starben dort 400 Kinder. Dies ist ein großes Problem, das der Präsident angehen will. Alle Ministerien, einschließlich des Ministeriums für indigene Völker, arbeiten an einer schnellen Lösung dieser Situation.

 

Das Hauptziel der Regierung ist es, den indigenen Völkern technische Hilfe zu leisten, damit sie ihre eigene Produktion organisieren können.

 

Welche weiteren Ideen haben Sie für die Zusammenarbeit mit der Entwicklungszusammenarbeit?

Wir würden gerne über eine Unterstützung der Bioökonomie im Amazonasgebiet sprechen, um die Wertschöpfungsketten zu organisieren. Zudem müssen Ressourcen bereitgestellt werden, um Bauernorganisationen zu unterstützen und den Export zu fördern. Wir wollen am Übergang von konventioneller zu agrarökologischer Produktion arbeiten. Dazu unterstützen wir biodiversitätsfreundliche Produkte. All diese Themen müssen organisiert und bearbeitet werden, damit die Menschen in Harmonie mit der Umwelt leben können.

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Hype um Urban Gardening: Landwirte oder Hobbygärtner?

Ein Beitrag von Stig Tanzmann (Brot für die Welt)

Urban Gardening findet immer mehr Anhänger. Menschen, die sich als Teil einer grünen Bewegung sehen, legen auf städtischen Flächen Nutzgärten an. In Gegenden großer Armut im globalen Süden ist urbane Landwirtschaft Teil einer Ernährungsstrategie.

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Von Berlin nach Yen Bai: 10.000 Bäume für Vietnam

Ein Beitrag von GIZ und BMZ

Es begann mit Klicks auf einer Messe und endet mit konkreter Aufforstung: Eine Aktion auf der Grünen Woche in Berlin bereichert nun die Wälder der Yen-Bai-Provinz in Vietnam. Chronik einer Aufklärung über klimatische Relevanzen bis hin zur konkreten Tat beim Umweltschutz - und über die kurzen Wege auf unserem Planeten.

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© GIZ

Mit den Krisen kamen die Heuschrecken

Ein Bericht von Bettina Rudloff und Annette Weber (SWP)

Corona verschärft bestehende Krisen durch Konflikt, Klima, Hunger und Heuschrecken in Ostafrika und am Horn von Afrika. Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, müssen all diese Krisen in ihrem regionalen Kontext erfasst werden.

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(c) Christoph Püschner/Brot für die Welt

Der Norden trägt die Verantwortung, der Süden die Last

Ein Bericht von Susanne Neubert (SLE)

Anpassung an den Klimawandel kann durch eine Ökologisierung der Landwirtschaft gelingen - und wenn die reichen Länder ihre Emissionen reduzieren

 

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Biodiversität und Landwirtschaft - Rivalität oder eine neue Freundschaft?

Ein Beitrag von Irene Hoffmann (FAO)

Irene Hoffmann beschreibt, was wir über die Zusammenhänge wissen, welche Rolle die Landwirtschaft bei der nachhaltigen Nutzung und Erhaltung der Biodiversität spielen muss und wie der notwendige Wandel der Agrarsysteme aussehen könnte.

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Der Waldmacher und sein Regisseur

Doppelinterview mit Tony Rinaudo und Volker Schlöndorff

Tony Rinaudo sorgt mit traditionellen Wiederaufforstungsmethoden für Abermillionen von Bäumen in Afrika – und Volker Schlöndorff dreht eine Kinodokumentation über den Australier. Ein Zwischenergebnis: Ein Lehrfilm im Auftrag des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

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Der Umbau des Ernährungssystems beginnt und endet mit Vielfalt

Ein Beitrag von Emile Frison und Nick Jacobs (IPES-Food)

Die industrielle Landwirtschaft hat es bisher nicht geschafft, Probleme wie Hunger oder Mangelernährung zu lösen. Sie scheint vielmehr weitere Probleme zu verursachen. Emile Frison und Nick Jacobs fordern einen Umbau des Ernährungssystems und betonen die Schlüsselrolle der Vielfalt.

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Aufbau klimaresistenter und gerechter Ernährungssysteme: Warum wir Agroökologie brauchen

Agrarökologische Methoden zielen auf Diversität und Resilienz ab und können so den Schutz von Wald, Wasser und Boden fördern. Julia Tomalka und Christoph Gornott, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), über das Potenzial der Agrarökologie zur Absicherung gegen den Klimawandel und zum Aufbau widerstandsfähiger Agrar- und Ernährungssysteme.

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Warum Biodiversität wichtig für Klimaschutz & Ernährung ist – und umgekehrt

Die Welt steht vor großen Herausforderungen, die es zu lösen gilt. Wir müssen eine stetig wachsende Bevölkerung ernähren, den Klimawandel unter Kontrolle bringen und den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen. Martina Fleckenstein, Direktorin für globale Politik beim WWF, über die Erwartungen hinsichtlich Artenvielfalt und Biodiversitätserhalt an die Klimakonferenz.

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Bio-Zertifizierung als Chance für Entwicklungs- und Schwellenländer

 

Ein Interview mit Dr. Julia Bellinghausen (IPD)

Das Import Promotion Desk (IPD) begleitete Bio-Produzenten aus Entwicklungs- und Schwellenländern auf die Biofach. Im Interview erklärt Dr. Julia Bellinghausen, Leiterin des IPD, welche Bedeutung Bio-Zertifizierungen in der Exportförderung spielen.

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Mit der Natur vielfältig anbauen, Klima schützen & Menschen stärken

Ein Beitrag von Friederike Bauer

Agrarökologie leistet durch seinen ganzheitlichen Ansatz einen Beitrag zu den größten Herausforderungen unserer Zeit: Klimaschutz, Kampf gegen Hunger und Erhalt von Biodiversität. Deutschland tritt der internationalen Koalition für Agrarökologie bei und stärkt damit sein Engagement für eine nachhaltige und sozial gerechte Landwirtschaft und zukunftsfähige ländliche Räume.

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