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Claudia Jordan
Drei Unternehmerinnen aus Mosambik, Sri Lanka und Uganda erzählen, wie sie ihr Bio-Geschäft von Grund auf neu aufgebaut haben und nun Baobab-Öl, Gotukola-Pulver und Shea-Butter auf internationalen Märkten verkaufen – und sie erklären, warum ihr Geschäft zu fast 100 Prozent weiblich ist.
Milagre Nuvinga konnte die Veränderung nicht nur in den Gesichtern, sondern auch in den Dörfern sehen. Die strukturarme Provinz Manica in Zentralmosambik ist eine sehr trockene Region. "Alles sah braun aus, war arm und deprimierend", erzählt die Bio-Unternehmerin. "Es gab nichts, wohin man gehen konnte und nichts, wovon man träumen konnte." Das war, bevor Milagre Nuvunga, selbst Forstingenieurin, ein Baobab-Geschäft mit 500 Erntehelferinnen gründete, den Frauen Arbeit gab und sie in die Unternehmensentwicklung einbezog. Seitdem hat sich sichtbar etwas verändert. "Wenn man jetzt die Häuser in den Dörfern besucht, sehen sie schön und sauber aus, und auch die Menschen sehen fröhlich und bunt aus", sagt sie. Die Menschen hatten wenig Selbstwertgefühl, haben nicht viel in sich selbst investiert. "Jetzt machen die Frauen sich und ihren Kindern die Haare.“ Auch die Männer reagierten. "Einige von ihnen waren Trinker. Als sie jedoch sahen, wie sich ihre Frauen veränderten, beschlossen auch sie sich zu verändern, weil sie stolz auf ihre Frauen waren."
Warum hat sich das alles geändert? Weil die Frauen begonnen haben, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. In einer Gesellschaft mit polygamen Ehen und Frauen, die die Schule verlassen, bevor sie lesen und schreiben gelernt haben, in einem Gebiet mit einer schwachen Wirtschaft und wenig Perspektiven haben viele der Frauen keine Chance, sich einen eigenen Weg mit einem Geschäft oder einem Job für ein eigenes Einkommen aufzubauen. Als Milagre Nuvunga mit rund 500 Frauen das integrative Unternehmen "Baobab products Mozambique" gründete, hatten Baobab-Bäume in der Region einen geringen Wert. Händler aus Malawi und Mosambik kauften Baobab zu sehr günstigen Preisen. "Die Männer in den patriarchalen Gemeinschaften sind damit beauftragt, das Geld zu verdienen. Sie wollten ihre Zeit nicht mit dem Baobab-Handel verschwenden. Also überließen sie es den Frauen", sagt sie und lächelt.
Um qualitativ hochwertige Baobab-Öl- und -pulverprodukte herstellen zu können, begann Nuvunga, sich mit allen Aspekten des Sammelns der Früchte und der Vorverarbeitung zu befassen, arbeitete an der Hygiene und der Vermeidung von Schimmel. Um die Möglichkeiten für den regionalen und internationalen Handel mit ihren Baobab-Produkten zu prüfen, sprach sie auch mit Zertifizierern, um zu sehen, wie sie das Geschäft mit Frauen organisieren können.
Als sie an der Biofach-Messe teilnahmen, die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Import Promotion Desk (IPD) unterstützt wurde, erhielten sie das Bio-Zertifikat für ihre Baobab-Produkte. Sie begannen, Käufer aus Europa zu gewinnen, und das Geschäft wuchs. Heute umfasst das Geschäft 3.500 Erntehelferinnen, die registrierten Ausfuhren von Pulver sind von Null auf mehr als 150 Tonnen pro Jahr gestiegen.
"Für viele der Frauen war es ein großer Schritt, im Geschäftsleben ihren Namen schreiben und Papiere unterschreiben zu können", so Nuvunga.
"Als das Unternehmen wuchs, mussten die Frauen mit ihm wachsen", sagt Nuvunga. Mit der von ihr geleiteten Micaia-Stiftung arbeitet sie an sozialen und ökologischen Themen, die mit dem Geschäft zusammenhängen. In kleinen Lerngruppen unterstützt sie die Frauen dabei, ihre Grundkenntnisse zu verbessern. "Viele von ihnen brechen die Schule sehr früh ab und werden früh verheiratet. Es war ein großer Schritt, ihren Namen schreiben und Papiere unterschreiben zu können, wenn es um das Geschäft geht. Also haben wir angefangen, das zu organisieren." Die GIZ unterstützte die Frauen bei der Verbandsentwicklung, beim Sparen und bei der Kreditvergabe. "Sie waren in der Lage, nicht nur zu träumen, sondern auch zu diskutieren, welche Geschäftsmöglichkeiten sie haben", sagt Nuvunga.
Mit dem Geld, das sie durch die Baobab-Produkte verdienen, bauen die Frauen ihre eigenen Geschäfte auf. Sie reisen in nahegelegene Städte oder weiter, um zu sehen, welche Märkte draußen existieren, um ihre Produkte in die Gemeinden zu bringen. Mit dem Kapital aus dem Baobab-Handel kaufen und verkaufen sie Haushaltswaren, Kleidung oder öffnen ihre eigenen Bars. Ihre Kinder können die Schule besuchen und sie sind in der Lage, ihnen Bücher zu kaufen. "All dies eröffnete ihnen die Möglichkeit, in ihr eigenes Leben zu investieren", schließt Nuvunga.
Lakmini Weerakkody stellte fest, dass in Sri Lanka 30 Prozent der Früchte und des Gemüses nach der Ernte weggeworfen werden. Daraufhin erfand die Industriemanagerin eine Maschine zur Trocknung von Obst und Gemüse und baute ihre eigene Fabrik zur Herstellung dieser Produkte sowie der Indischen Wassernabelpflanze (‘Gotu Kola’). "Während der Pandemie stieg die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln und ich investierte mehr in die Gotukola-Pflanze. Ich stelle Gotukola-Pulver für Kräutergetränke, Hautpflege und Salatdressing her", sagt sie. Nachdem sie 2019 mit dem Geschäft begonnen hatte, baute sie 2021 eine neue Fabrik mit dem Namen Lak Nature International.
“Meine Fabrik ist zu 100 Prozent weiblich.”
... sagt sie mit einem stolzen Lächeln. Sie hat 15 weibliche Angestellte und arbeitet mit rund 30 Bäuerinnen zusammen, die ihr die Produkte liefern. "Viele der Frauen in der Region sind Hausfrauen und haben kein Einkommen. Ich habe ihnen Arbeit in meiner Fabrik gegeben und ihnen flexible Arbeitszeiten angeboten." Nachdem sie ihr Land und dessen Boden daraufhin getestet hatte, ob die biologische Produktion möglich ist, bot sie Gruppen von Bäuerinnen an, Gotukola-Pflanzen auf dem Land anzubauen und die Fabrik damit zu beliefern. "Ich schule sie im biologischen Anbau und wir produzieren derzeit 20 Tonnen pro Jahr. Sie haben jetzt ein zusätzliches Einkommen für ihre Familien."
Heute exportiert sie indirekt in mehr als 10 Länder. Sie hat bereits mehrere internationale Zertifizierungen und bewirbt sich derzeit um eine Bio-Zertifizierung. Das GIZ-Projekt "Stärkung kleiner und mittlerer Unternehmen in Sri Lanka" unterstützt sie bei ihrer Geschäftsentwicklung und der Erschaffung einer eigenen Marke.
Für Margaret Laloyo hat der Bürgerkrieg in ihrem Land den Wunsch nach Veränderung geweckt. Während des Konflikts in Norduganda (1987-2006) wurden große Teile der Bevölkerung im Land vertrieben und lebten mehr als 20 Jahre lang in Flüchtlingslagern. "Das hat sie in ein Abhängigkeitsdenken getrieben", so die Biochemikerin. Sie wandte sich an die Frauen in den Flüchtlingslagern und sagte: "Hört auf zu sagen 'wir brauchen' und fangt an zu sehen, was ihr tatsächlich zur Verfügung habt."
Es gab Shea-Bäume, die höchste Population im Agago-Distrikt in Norduganda. Sie waren vom Abholzen bedroht und die Frauen begannen, sich für den Erhalt der Bäume einzusetzen. Mit 25 Frauen begann Laloyo, die Shea-Bäume zu verarbeiten. Sie arbeitete mit den Familien zusammen und bezog die Jugend mit ein.
“Bio ist eine gesegnete Methode, denn sie schützt die Gesundheit des Bodens, der Insekten, der Tiere und der Menschen.”
Sie waren sich bewusst, dass sie mit diesem Schritt gegen kulturelle Normen verstießen. "Die Stämme dort glaubten nicht daran, dass Frauen etwas besitzen dürfen", erklärt Laloyo. Und in der Tat gehört das Land, das sie bearbeiteten, bis heute den Männern. Aber sie machten weiter. Und die Bewegung mit 25 Frauen wuchs zu einer Organisation mit dem Namen "Blessed Organic Release" (zu deutsch: Gesegnete biologische Befreiung), der 6.000 Erntehelferinnen angehören. Jede Frau bekam ein Bankkonto. "Anfangs hatten sie Angst davor, weil sie Analphabetinnen waren. Aber sie schafften es und jetzt haben sie Geld für die Schulgebühren sicher."
Als der Krieg 2006 aufhörte, begannen sie mit der Arbeit am Qualitätsmanagement. Mit einer Schulung am American Shea Butter Institute erreichten sie die höchste Qualitätsstufe A. Es gelang ihnen, einen größeren Abnehmer in Kanada zu finden, der 500 Kilogramm Sheabutter abnahm - eine große Motivation für die Frauen. Im Jahr 2015 erhielten sie schließlich die EU-Bio-Zertifizierung und waren auf der Biofach-Messe als Ausstellerinnen im afrikanischen Pavillon vertreten.
Auch im Jahr 2023 präsentierte "Blessed Organic Release" dort seine Sheabutter für Haut, Sheaöl und Sheahonig. Und das Wort "gesegnet" im Namen hat es in sich: "Als Christin bin ich überzeugt: Bio ist eine gesegnete Methode, weil sie die Gesundheit des Bodens, der Insekten, der Tiere und der Menschen schützt. Es ist nicht nur eine Frage des Glaubens - 'gesegnet' ist eine positive Aussage, auch wenn man nicht glaubt. Unsere Organisation ist weder konfessionell noch politisch ausgerichtet. Wir nehmen Menschen aller Glaubensrichtungen auf. Wir arbeiten mit armen Menschen. Armut ist Armut."