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Ein Interview von Claudia Jordan
Wie kann die ländliche Wirtschaft lebensfähig und modern werden? Eine Frage, der William Madudike, Jugendvertreter der Zimbabwe Farmers Union (ZFU) und selbst Kartoffelbauer nachgeht. Er argumentiert, dass die gesamte ländliche Wirtschaft und Akteure von den Erzeuger*innen bis zu den Verbraucher*innen in den Blick genommen werden müssen. Ein Interview über die initiative Rolle der Jugend.
William, was denken Sie über eine Transformation der Ernährungs- und Agrarsysteme?
Das Wichtigste ist, Landwirtschaft und Ernährung als System und Wertschöpfungskette zu betrachten und nicht als individuelle Produktion. Wir müssen auch die Art und Weise ändern, wie wir über konventionelle Landwirtschaft und landwirtschaftliche Praktiken sowie über konventionelle Verarbeitung und konventionellen Konsum denken. Ich denke, hier lohnt es sich, Zeit und Ressourcen zu investieren. Wir müssen sicherstellen, dass wir weltweit am selben Strang ziehen.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Land in Bezug auf Ernährungs- und Agrarsysteme?
Neben Herausforderungen bei der Finanzierung, dem Zugang zu Wissen und Land haben wir in Simbabwe eine stark inflationäre Wirtschaft. Wir haben ein weniger berechenbares wirtschaftliches Umfeld, das uns manchmal die Planung erschwert. Vor dem Hintergrund einer Inflation, die auf rund 200 Prozent steigt, ist es als junger Landwirt ziemlich schwierig, vor allem, wenn man ein Unternehmen gründen möchte.
Wie sieht es mit dem Zugang zu Land für Junglandwirt*innen aus?
Der größte Teil des Landes wurde im Jahr 2000 vergeben, als die heutige Jugend noch sehr jung war. Zu diesem Zeitpunkt ging alles hauptsächlich an unsere Eltern oder Großeltern. Manche Familie verfügen nicht über große landwirtschaftliche Flächen. Aber sie pachten Land. Die Regierung erleichtert es ihnen, wenn sie ungenutztes Ackerland mieten möchten. Wenn die Familien mit dem Landbesitzer übereingekommen sind, kann die Regierung ihn zertifizieren und mit einem Stempel versehen, um sicherzugehen, dass er weiß, wo sie Landwirtschaft betreiben und er ihre Initiativen unterstützt. Der Zugang zu Land für junge Menschen ist also ein wenig besser als vor dem Jahr 2000.
Es ist unerlässlich, die Landbevölkerung nicht nur als die Bedürftigen zu betrachten, die Almosen brauchen, sondern als wirtschaftliche Akteure, die in der Lage sind, die nationale, regionale und globale Wirtschaft zu verändern.
Während der Konferenz Partners for Change im Juni diskutierten Sie über Möglichkeiten zur Stärkung des ländlichen Raums, einschließlich Beschäftigung, Lebensgrundlagen und sozialer Sicherung. Welche Perspektiven haben Junglandwirt*innen in Simbabwe in dieser Hinsicht?
Ich glaube, dass wir dafür sorgen müssen, dass die ländliche Wirtschaft lebensfähig und modern ist. Sie sollte eine Infrastruktur wie Straßen bereitstellen, die die Landwirtschaft und andere Geschäftszweige wie Logistik und Agrotourismus erleichtern. Dann würde eine internetunterstützende Infrastruktur dafür sorgen, dass alle Landbewohner*innen in gewisser Weise genauso gut aufgestellt sind wie in den städtischen Gebieten. Das Internet gleicht die Wettbewerbsbedingungen nicht nur zwischen Stadt und Land, sondern in einigen Fällen auch zwischen Nord und Süd aus. Sobald die Menschen in ländlichen Gebieten Zugang zum Internet haben, können sie eine Online-Schule besuchen, sich für kostenlose Kurse anmelden und auf das gleiche Wissen zugreifen wie jemand in Deutschland. Wir brauchen eine Verlagerung der Wirtschaft von überwiegend städtischen Gebieten in unsere ländlichen Gebiete. Das erfordert, dass wir unseren Ansatz, nur den Landwirt*innen zu helfen, radikal ändern und die gesamte ländliche Wirtschaft und die Akteure, die die Wertschöpfungskette von den Erzeuger*innen bis zu den Verbraucher*innen vervollständigen, in den Blick nehmen. Es ist unerlässlich, die Landbevölkerung nicht nur als die Bedürftigen zu betrachten, die Almosen benötigen, sondern als wirtschaftliche Akteur*innen, die in der Lage sind, die nationale, regionale und globale Wirtschaft zu verändern. Abgesehen von den Lebensmitteln, die sie bereits produzieren, sind sie Energieproduzent*innen, Produzent*innen von Bau- und Bekleidungsrohstoffen, die die Grundbedürfnisse der gesamten Menschheit sind. Und sie spielen eine zentrale Rolle im Umgang mit dem Klimawandel.
Wie sprechen Sie mit Ihrer Organisation die Jugend an und überzeugen sie, Landwirt*in zu sein?
Zunächst einmal müssen wir zeigen, dass wir Landwirt*innen brauchen, und wir brauchen vor allem junge Landwirt*innen. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung in Simbabwe sind unter 35 Jahre alt und unser Kontinent wird in Zukunft noch jünger sein. Und wir als junge Menschen haben eine größere Chance, die Landwirtschaft als klare Beschäftigungs- und Geschäftsmöglichkeit zu betrachten, als zum Beispiel die ältere Generation, die die Landwirtschaft manchmal als Altersvorsorge betrachtet. Wir müssen auch zeigen, dass es junge Menschen gibt, die in der Landwirtschaft gut abschneiden, damit andere junge Menschen dann anfangen können, die Landwirtschaft als eine tragfähige Berufs- und Geschäftsoption wahrzunehmen. Wir sind an verschiedenen Gemeinschaftsinitiativen beteiligt. Dort versammeln wir die Jugendlichen und informieren sie. Wir stärken auch ihre Kapazitäten, damit sie ein richtiges Geschäft aufbauen können. Wir zeigen ihnen die Möglichkeiten, eine befriedigende Karriere und ein erfülltes Leben in der Landwirtschaft zu führen.
Wie kann die Bundesregierung Bauernverbände wie die Ihre in Zukunft stärker unterstützen?
Wir brauchen Unterstützung und Schulungen unserer Fähigkeiten, wie wir uns organisieren können, um die Interessen von Landwirt*innen wirksam einbringen zu können. Wir brauchen die Entwicklung und Aufrechterhaltung rechenschaftspflichtiger Institutionen, die agil genug sind, um den komplexen und sich ständig ändernden Bedürfnissen der Landwirt*innen gerecht zu werden. Wir müssen in der Lage sein, die Macht der Zahlen zu nutzen, um globale Unternehmen aufzubauen und uns globalen Herausforderungen zu stellen. Als Bauernorganisation brauchen wir die finanziellen Kapazitäten, um das Geschäftswachstum unserer Landwirt*innen zu ermöglichen, bis sie in der Lage sind, sich selbst zu versorgen. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, unseren Landwirt*innen Marktkanäle nach Deutschland oder Europa zu öffnen, damit sie Zugang zu diesen lukrativen Märkten erhalten.
Wenn wir über Landwirtschaft und Ernährungssysteme sprechen, sprechen wir über junge Menschen.
Sie wollen Landwirt*innen befähigen, finanziell unabhängiger zu werden?
Ja, das könnte also mit einem Finanzierungsteil beginnen. Ziel ist es nicht, wieder davon abhängig zu sein, sondern einen Prozess in Gang zu setzen, durch den wir die Bäuerinnen und Bauern selbst finanziell unabhängig machen. Wenn es unseren bäuerlichen Betrieben gut geht, kann sich auch die bäuerliche Organisation selbst tragen. Für mich wäre das das Ziel. Mit dem Young Leaders Incubation Programme (YLIP) des Dachverbands der Bauernverbände des südlichen Afrikas (SACAU) in Zusammenarbeit mit der Andreas Hermes Akademie (AHA) haben wir als junge Führungspersonen in der Landwirtschaft unschätzbare Fähigkeiten im Unternehmertum erworben. Ein solcher Kompetenz- und Wissenstransfer wäre hilfreich bei der Entwicklung der unternehmerischen Kapazitäten der Landwirt*innen, um Wohlstand zu schaffen und von den Finanzierungen zu profitieren, die sie erhalten.
Wo sehen Sie die Rolle junger Landwirt*innen bei der Transformation von Ernährungs- und Agrarsystemen?
Wir wissen, dass dies ein Prozess ist, der Jahre dauern wird. Daher ist es wirklich wichtig, mit jungen Menschen zu beginnen, denn sie sind diejenigen, die in der Lage sein werden, den gesamten Prozess zu verfolgen. Wir sind nicht nur Initiator*innen, wir sind Teil dieses Prozesses für die nächsten 40 bis 60 Jahre. Ich glaube wirklich, dass wenn wir über Landwirtschaft und Ernährungssysteme sprechen, über junge Menschen sprechen. Weil wir es sind – wir werden diese Agenda jahrelang vorantreiben und den Wandel sehen, der stattfindet. Wir werden der nächsten Generation von Landwirt*innen und jungen Menschen sagen, wo wir stehen und welche Initiativen wir ergreifen müssen. Ich glaube also wirklich, dass wir als junge Menschen jetzt und in Zukunft die Hüter*innen der Transformationsagenda sind.