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Kleinbäuer*innen scheitern meist am Bonitätsrahmen von Banken. Dabei würden Investitionen ihnen nachhaltig helfen, um auch Geld zu verdienen. Nun werden digitale Lösungen angedacht und intensiv diskutiert.
Das Global Forum for Food and Agriculture ist eine internationale Konferenz zu agrar- und ernährungspolitischen Fragen, welche jährlich in Berlin stattfindet und über drei Tage hinweg mit rund 2000 internationalen Besuchern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ein Schwerpunktthema diskutiert. 2019 fand die Konferenz unter dem Thema: “Landwirtschaft digital – Intelligente Lösungen für die Landwirtschaft der Zukunft”. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft realisierte in diesem Rahmen gemeinsam mit der German Agribusiness Alliance ein Fachpodium zum Thema „Digitalisierung und Finanzierung: neue Möglichkeiten für afrikanische Landwirte“.
Die Landwirtschaft beschäftigt 65 Prozent der Arbeitskräfte in Afrika und trägt zu einem Drittel des Bruttoinlandproduktes des Kontinents bei. Bislang sind allerdings die Leistungen des Sektors hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben. So liegen die Getreideerträge in Afrika deutlich unter dem globalen Durchschnitt. Es fehlt am Zugang zu landwirtschaftlichen Betriebsmitteln wie hochwertiges Saatgut, Maschinen und Bewässerungsanlagen.
Modernisierung ist für viele Subsistenzfarmer zu teuer, vor allem die jüngere Generation zieht auf Suche nach Arbeit in Städte. Investitionen in den Agrarsektor gelten als eine der effizientesten und effektivsten Methoden, Armut zu bekämpfen und die Ernährung zu sichern. Zudem ist ein moderner Agrarsektor eine profitable Geschäftsmöglichkeit. Es wird geschätzt, dass die Nachfrage nach Nahrungsmitteln bis 2050 um 70% steigen wird; um dieser Nachfrage gerecht zu werden, müssten Investitionen im Wert von mindestens 200 Mrd USD pro Jahr getätigt werden. Dennoch bleibt der Zugang zu Krediten und angemessenen Finanzmitteln das größte Hindernis für die Kleinbauern. Je nach Statistiken gehen weniger als 1% - 4% der Bankkredite in Afrika in die Landwirtschaft und weniger als 15% der Kreditgeber in Afrika bieten Dienstleistungen für Agrarunternehmen und Kleinbauern an.
Intelligente, digitale Lösungen können dazu beitragen, Kleinbauern in ländlichen Gebieten den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen.
Der Finanzierungsbedarf ist jedoch riesig: Allein in Afrika südlich der Sahara sind jährlich Investitionen in Höhe von schätzungsweise elf Milliarden Dollar erforderlich, um die gewünschte Ausweitung der Agrarproduktion in der Region zu erreichen.
Intelligente, digitale Lösungen können Kleinbauern in ländlichen Gebieten Afrikas helfen Zugang zu Finanzdienstleistungen zu erhalten. Große globale Konzerne sowie lokale Start-ups treiben durch die Einführung von Zahlungsdiensten, Kreditplattformen und digitalen Versicherungen mit Mobiltelefonen und Drohnen die Digitalisierung der afrikanischen Landwirtschaft voran.
Gemeinsam mit einem Expertenpanel, bestehend aus Martin Fregene, Director for Agriculture and Agroindustry von der African Development Bank, Peris Bosire, Geschäftsführerin von Farm Drive, Sanjeev Kumar Asthana, Vorsitzender des Agriculture Skill Council of India und Moses Acquah, Technology Company Builder von GreenTec Captial, wurden folgende Fragen diskutiert:
Die Diskussion zeigte, dass es für Kleinbauern quasi unmöglich ist die Bonitätsrahmen zu erfüllen: Banken haben zum einen Schwierigkeiten das Kreditrisiko von Kleinbauern fachgerecht zu bewerten. Und zum anderen ist der Prüfungsaufwand für die nachgefragten kleinvolumigen Kredite den Banken in der Regel zu hoch.
Digitale Lösungen sind hier hilfreich, dies zeigt das Beispiel von Farm Drive aus Kenia: Peris Bosire und Rita Kimani haben die Firma nach ihrem Informatikstudium gegründet. Da beide selbst aus Bauernfamilien kommen, haben sie oft erlebt, wie ihren Eltern das Geld fehlte, wenn sie gerade Saatgut oder Dünger gebraucht haben. Ihre Lösung: Bauern können via Handy einen Kredit beantragen, Farm Drive überprüft aufgrund der erhaltenen Daten die Kreditwürdigkeit, und der Bauer erhält über mpesa(digitale Handybank) einen Kredit im Wert von 5 bis 500 Dollar, mit dem er beispielsweise Saatgut oder Dünger kaufen kann. Bis 2024 wollen die beiden Kenianerinnen auf diesem Weg drei Millionen Kleinbauern in Kenia erreichen.
Ebenfalls digitale Mikrokredite vergibt die Firma Farmcrowdy in Nigeria: Über Farmcrowdy können Smartphone-Besitzer auf der ganzen Welt in nigerianische Kleinbauern investieren: FarmCrowdy bietet verschiedene Sponsoringpakete, beispielsweise kann ein Investor für rund 225€ einem nigerianischen Farmer zu einer 5.000 Acker großen Anbaufläche für Mais verhelfen. Der Betrag enthält zudem eine Versicherung, Inputs wie Saatgut und Düngemittel und genügend Geld für Arbeitskraft und Gewinn. Von den erzielten Gewinnen erhält der Farmer 40%, der Sponsor 40% und 20% gehen an Farm Crowdy. Auch wenn die Abgaben viel erscheinen, sind die Konditionen besser als Angebote von regulären Banken. Unterstützt wird Farmcrowdy auch von der hessischen Investmentfirma GreenTec Capital: Das Unternehmen unterstützt afrikanische Unternehmer durch einen auf Entwicklungsländer zugeschnitten Ansatz dabei, starke und nachhaltige Engagements aufzubauen. Als Investor schafft GreenTec Capital zum einen die finanziellen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Markteintritt, zum anderen bietet es unerfahrenen Unternehmen technische Unterstützung in der aktiven Unternehmensgestaltung. Als so genannter „Impact Investor“ berücksichtigt GreenTec Capital bei der Auswahl der zu unterstützenden Start-Ups sowohl deren Impact (Einfluss, Wirkkraft), als auch deren Potenzial, Marktführer in ihrem speziellen Sektor zu werden.
Eine bessere Nutzung des landwirtschaftlichen Potenzials könnte allein in Subsahara-Afrika rund 350 Millionen jungen Menschen Arbeit bieten, die bis 2035 auf den Arbeitsmarkt kommen sollen.
Das wirtschaftliche Potenzial des Agrarsektors ist auch ein zentrales Thema der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB): Im Rahmen ihrer Strategie Feed Africa will die Bank in den nächsten zehn Jahren 24 Milliarden Dollar in Landwirtschaft und Agribusiness investieren. Eine Schlüsselrolle wird dabei dem Flaggschiff-Programm „Technologies for African Agricultural Transformation” zukommen, das mit 700 Millionen Dollar dotiert ist. Damit sollen landwirtschaftliche Technologien skalierbar werden, wovon Millionen von Bauern in Afrika profitieren; eine zentrale Rolle kommt hier auch dem IKT-Sektor zu. Vor allem gegenüber der zahlenmäßig weiterwachsenden, oft arbeitslosen und desillusionierten Jugend müsse der als rückständig geltende Agrarsektor durch moderne Jobs mit guter Ausbildung attraktiv gemacht werden. Besser ausgeschöpfte Potentiale der Landwirtschaft könnten einem Teil der 350 Millionen jungen Menschen Beschäftigung bieten, die allein in Subsahara-Afrika bis zum Jahr 2035 neu auf den Arbeitsmarkt kommen sollen.
Auch Sanjeev Asthana, Vorsitzender des Agriculture Skill Council of India, konnte den vorhergegangenen Referenten zustimmen: Indien verfügt als einer der weltweit führenden Produzenten von Vieh, Getreide, Baumwolle und Zuckerrohr über Fachexpertise, die sich auf ähnliche klimatische Bedingungen Afrikas übertragen lässt. Dies betrifft beispielsweise die Themen Mechanisierung, Versicherung und Saatgut. Im Juni 2018 präsentierte Indien ein nationales Strategiepapier zum Thema künstliche Intelligenz, ein Schwerpunktbereich ist hier die Landwirtschaft. Durch künstliche Intelligenz soll die landwirtschaftliche Produktion gesteigert werden. Von Indiens 120 Millionen Landwirten nutzen bereits heute über 30 Millionen ein Smartphone und sind auf digitalen Märkten aktiv. Bereits heute bildet Indien viele Afrikaner durch technische und Praxistrainings in Indien aus, wobei der Schwerpunkt auf den Landwirtschafts- und IKT Bereich liegt.
Schlussfolgend waren sich alle Referenten einig: Digitale Anwendungen können den Zugang zu Finanzierung für afrikanische Kleinbauern erleichtern.