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Afrikas Bevölkerung ist jung und bereit, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Die Landwirtschaft bietet dafür große Entwicklungsmöglichkeiten. Die Melinda & Bill Gates Foundation will die kommende Generation auf diesem Weg unterstützen.
Ganz gleich in welches afrikanische Land man reist – etwa nach Sambia, Ghana oder Nigeria – immer wieder fällt auf, wie deutlich jünger als in Deutschland die Menschen sind, die das Straßenbild bestimmen. Und in der Tat: Nahezu 60 Prozent aller Afrikaner sind jünger als 25 Jahre – in Deutschland sind es weniger als ein Viertel der Bevölkerung. Zugleich wächst die Bevölkerung so rasant wie nirgendwo sonst. Damit diese Bevölkerungsdynamik keine Bedrohung, sondern eine Chance für Afrika und die Welt darstellt, müssen die jungen Menschen in die Lage versetzt werden, ihr Potenzial voll entfalten zu können. Wie das funktioniert? Indem die Erfüllung der menschlichen Grundbedürfnisse, allen voran Ernährung, nicht mehr die zentrale Sorge der Menschen ist.
Die Landwirtschaft in Sub-Sahara Afrika kann durchaus alle Menschen ernähren und einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des Sustainable Development Goal 2 beitragen: dem Ende des globalen Hungers. Darüber hinaus kann die Landwirtschaft sogar zu einem wichtigen Wirtschaftsmotor und zu einer Zukunftschance für die afrikanische Jugend werden.
Damit das gelingt, müssen jedoch zuerst die bestehenden Herausforderungen bewältigt werden. Derzeit ist die Produktivität gering. Dürren, Überflutungen und Schädlinge gefährden Ernteerträge. Die sich verschärfenden klimatischen Bedingungen bringen immer neue Bedrohungen hervor. Gleichzeitig brauchen Landwirte Marktzugänge, damit sie ihre Erzeugnisse verkaufen können.
Die Landwirtschaft kann zu einem wichtigen Wirtschaftsmotor und zu einer Zukunftschance für die afrikanische Jugend werden
Auch Beratungsdienste oder Betriebsmittel wie Saatgut, Düngemittel und hochwertige Tierarzneimittel sind nicht flächendeckend zugänglich. Elementar sind zudem die politischen Rahmenbedingungen. Die Landwirtschaft und das gesamte System der Nahrungsmittelproduktion sind in vielen afrikanischen Ländern nicht darauf ausgerichtet, eine ausgewogene Ernährung zu ermöglichen. Zudem sind viele Erzeugnisse mangels adäquater Lagerkapazitäten nur saisonal verfügbar.
Um den genannten Herausforderungen zu begegnen, verfolgt die Melinda & Bill-Gates Stiftung verschiedene Ansätze. Ein zentraler Aspekt ist die Anpassung an den Klimawandel, der massive Auswirkungen auf die Kleinbauern in den ärmsten Regionen haben wird.
Um die politische Sichtbarkeit dieses Themas zu erhöhen, engagieren wir uns beispielsweise in der 2018 gegründeten Globalen Kommission für Anpassung (GCA). Die Initiative, die vom ehemaligen UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, Bill Gates sowie der Weltbank-CEO Kristalina Georgieva geleitet wird, sammelt Best Practices und koordiniert neue Maßnahmen, um dem Klimawandel zu begegnen. Ziel ist es dabei, deutlich zu machen, dass die Anpassung an den Klimawandel nicht nur notwendig ist, sondern auch zu einer nachhaltigeren wirtschaftlichen Entwicklung und Sicherheit beiträgt.
Ein weiterer zentraler Aspekt unserer Arbeit ist es, durch Forschung und Entwicklung das Leben und die Arbeit von Kleinbauern zu unterstützen. Um die landwirtschaftliche Transformation voranzutreiben, werden schon heute viele neue Produkte und Werkzeuge entwickelt, etwa Impfstoffe für Tiere oder neuartige Pflanzenzüchtungen. Dazu gehört zum Beispiel eine neu gezüchtete Reis-Sorte mit dem Spitznamen „Scuba“-Reis. „Scuba“ ist ein englischer Begriff aus dem Tauchsport und verrät die besondere Eigenschaft dieser neuen Reis-Sorte: Die Pflanzen können tauchen. In den Reisanbaugebieten in Südasien und Subsahara-Afrika kommt es immer wieder zu katastrophalen Überschwemmungen, die ganze Ernten vernichten. Die Gates Stiftung hat deshalb das Projekt „Stress Tolerant Rice for Africa and Asia“ gefördert. Forscher des „International Rice Research Institute“ und des „Africa Rice Center“ ist es im Rahmen dieses Projekts gelungen, durch herkömmliche Züchtungsmethoden eine neue Reis-Sorte zu entwickeln, die gespeicherten Sauerstoff besser nutzen kann. Die Pflanzen können dadurch – einfach gesagt – den Atem unter Wasser anhalten, bis eine Flut vorübergegangen ist. Die Forscher haben prognostiziert, dass in den kommenden Jahren bis zu 20 Millionen Bauern in Südasien und Afrika diese neue Reise-Sorte anbauen werden.
Technische Innovationen können ebenfalls einen großen Unterschied machen. Durch digitale Technologien in der Landwirtschaft kann ein Kleinbauer etwa seine Erträge steigern oder bestimmte Arbeiten effizienter gestalten, beispielsweise beim Überprüfen von Bodengesundheit und Pflanzenentwicklung. Außerdem erhalten Landwirte über digitale Anwendungen einen besseren Zugang zu Finanzdienstleistungen und neuen Märkten. Das zeigt etwa das Projekt „2Kuze“, eine digitale Plattform, die Bauern in Ostafrika direkt mit den Abnehmern ihrer Erzeugnisse verbindet. So können die Bauern per Handy und ohne die Dienste von Zwischenhändlern Zugang zu Märkten erhalten.
Eine Herausforderung, die oft nicht bedacht wird, ist die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft. Etwa 50 Prozent der Landwirte in Afrika sind weiblich, aber sie erzielen 20 bis 30 Prozent weniger Erträge als Männer. Das liegt natürlich nicht daran, dass Männer die besseren Landwirte wären. Um erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben, benötigt man viele Dinge: gutes Land, das richtige Saatgut, gesunde Tiere, Werkzeuge, Zeit, Fachwissen. Zu all diesen Dingen haben Frauen nicht den gleichen Zugang wie Männer. In einigen Ländern gibt es zum Beispiel Gesetze, die Frauen daran hindern, Land zu erben. Frauen können auch seltener über das Haushaltsbudget entscheiden, was es für sie schwieriger macht, in die benötigten Vorräte zu investieren. Kurz gesagt: Verbessert man die Situation von Frauen, kann man eine deutliche Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität erwarten.
Auf der Makro-Ebene unterstützt die Gates Stiftung gezielt die landwirtschaftliche Strategie einzelner Länder. Dabei arbeiten wir mit allen beteiligten Partnern zusammen: mit dem Staat, dem Privatsektor und weiteren Einzelakteuren. In Äthiopien ist die Gates Stiftung etwa bereits seit 2006 aktiv und hat 2010 gemeinsam mit der Regierung die „Agricultural Transformation Agency“ gegründet. Die Agentur stellt Ministerien evidenzbasierte Lösungen zur Verfügung, um die landwirtschaftliche Produktivität im gesamten Land zu verbessern. So wird etwa Forschung und Entwicklung im landwirtschaftlichen Bereich unterstützt und Frauen ein besserer Zugang zu Märkten verschafft. Der Ansatz zeigt Erfolge: Äthiopien hat die Transformation des landwirtschaftlichen Sektors erfolgreich auf den Weg gebracht und nimmt hier eine Führungsrolle unter den Ländern südlich der Sahara ein. Der Privatsektor hat durch Investitionen in neue Produkte und Dienstleistungen wesentlich dazu beigetragen. So konnte die Produktivität nachhaltig gesteigert werden.
Die Gates Stiftung arbeitet auch eng mit Staaten wie Deutschland zusammen. Die Bundesrepublik hat schon lange erkannt, dass Fortschritte in der Landwirtschaft die Zukunftsperspektiven des afrikanischen Kontinents und vor allem seiner jungen Bevölkerung verbessern. Bereits 1971 hat Deutschland die Beratungsgruppe für internationale Agrarforschung „CGIAR“ (Consultative Group on International Agricultural Research) mitbegründet, die das Management natürlicher Ressourcen in der Landwirtschaft und der Bewirtschaftung tropischer Wälder verbessern will. Und jüngstes Beispiel ist das „Global Agriculture and Food Security Program“ (GAFSP), ein internationaler Fonds für Landwirtschaft und Ernährungssicherung. Deutschland gehört ebenso wie die Gates Stiftung zu den Geldgebern des Fonds, der oben geschilderte Ansätze weiter umsetzen will.
Das Entwicklungsministerium leistet mit seiner Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ einen wesentlichen Beitrag dazu, die Landwirtschaft und die Ernährung in Afrika zu verbessern. Zudem hat Deutschland für das kommende Jahr einen SDG2-Moment angekündigt. In diesem Kontext sollten auch GAFSP und CGIAR weiter gestärkt werden.
Mit anderen Worten: Das Engagement Deutschlands und der Weltgemeinschaft sollte nicht nachlassen, denn die landwirtschaftliche Transformation in Sub-Sahara Afrika birgt eine Zukunftschance für den ganzen Kontinent.