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Ein Beitrag von Jes Weigelt, Moritz Hauer & Frederike Klümper (TMG Research)
In der aktuellen globalen Klimadebatte wird eine elementare Forderung immer deutlicher: Die Sicherung der Landrechte von Frauen muss ein grundlegendes Element unserer Klimastrategien sein. Sie stellen nicht nur ein Puzzleteil dar, sondern vielmehr das Fundament für nachhaltige Klimaresilienz. Im Vorlauf zur COP 28 und der umfassenden African Carbon Markets Initiative sind starke Koalitionen erforderlich, die sich für einen gerechten Wandel einsetzen, der die Landrechte von Frauen stärkt. Jes Weigelt, Moritz Hauer und Frederike Klümper, TMG Research, berichten vom ersten Afrikanischen Klimagipfel.
Im September 2023 fanden in Nairobi innerhalb einer Woche zahlreiche wichtige Klimaveranstaltungen statt, darunter der erste Afrikanische Klimagipfel vom 4. bis 6. September. Bei dem dreitägigen Gipfel kamen führende Vertreter*innen verschiedener Sektoren zusammen, um Afrikas Standpunkt zu den globalen Klimaschutzplänen zu erörtern. Der Schwerpunkt des Gipfels lag auf Themen wie Klimafinanzierung und grünem Wachstum. Das zentrale Resultat war die einstimmig angenommene Nairobi-Deklaration. Parallel dazu fand die Afrika Klimawoche statt, eine von vier regionalen Klimawochen, die regionale Schwerpunkte im Vorfeld der UNFCCC COP 28 in Dubai thematisiert. Zivilgesellschaftliche Organisationen veröffentlichten außerdem die African People's Climate and Development Deklaration und versammelten sich am Montag, den 4. September, zum Real Africa People's Climate Summit March.
„Der Afrikanische Klimagipfel, die Afrika Klimawoche und der People's March sprechen über bedeutungsvolle globale Themen. Hier konzentrieren wir uns auf etwas, das in diese großen Themen eingebettet ist: Landrechte.“ – Alexander Müller, Geschäftsführer TMG Research
Ein Thema, das in den Diskussionen des Gipfels über Klimamaßnahmen, Kohlenstoffmärkte und grünes Wachstum besonders fehlte, waren Landrechte; insbesondere die Landrechte von Frauen. Um dieses Thema aufzugreifen, organisierte TMG Research ein Seminar über Landrechte und geschlechtergerechte Klimamaßnahmen. Aufbauend auf den Ergebnissen des Strategie-Workshops zu den Landrechten von Frauen und den Rio-Konventionen, brachte das Seminar verschiedene Perspektiven zusammen, darunter Stimmen lokaler Akteure, der nationalen Anlaufstellen (Focal Points) der Rio-Konventionen sowie Vertreter*innen der Sekretariate der Rio-Konventionen. Die Botschaft des Seminars war eindeutig: Wirksame Klimamaßnahmen, die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Wiederherstellung von Landschaften erfordern die vorrangige Berücksichtigung der Landrechte von Frauen.
Der wegweisende UNCCD-Beschluss über Landbesitz (Beschluss 26/COP14) wurde dabei als wichtiges Instrument hervorgehoben, um die Landrechte von Frauen auch im Rahmen von Klimamaßnahmen der anderen Rio-Konventionen zu sichern. Bislang sind die UNCCD-Beschlüsse über Landbesitz die einzigen Beschlüsse, die den globalen Standard für verantwortungsvolle Landpolitik – die freiwilligen Leitlinien für verantwortungsvolle Landbewirtschaftung (VGGT) – mit einer Rio-Konvention verbinden. Ihr Potenzial zur Erreichung einer Just Transition wurde auf der letzten UNCCD COP 15 in Abidjan hervorgehoben.
In einer Zeit, in der die Landrechte von Frauen aus einer Vielzahl von Gründen bedroht sind, bedarf es der Koordinierung und Abstimmung zwischen den drei Rio-Konventionen, um die Hindernisse zu überwinden, die der Verwirklichung eines gerechten Wandels („Just Transition“) im Wege stehen.
Die Teilnehmer*innen hoben die vielfältigen Verantwortungen und Rollen von Frauen in ihren Gemeinschaften und Familien hervor, gleichzeitig machten sie aber auch auf die tiefgreifenden Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam. Unsichere Landbesitzverhältnisse können dazu führen, dass Frauen bei klimabedingten Katastrophen vertrieben werden, wodurch nicht nur ihr Zugang zu Nahrungsmitteln und ihren Lebensgrundlagen, sondern auch ihr Zuhause gefährdet ist. Die Stärkung von Frauen in ländlichen Gemeinden, die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der vorrangige Zugang von Frauen zu Land und produktiven Ressourcen sind entscheidend für wirksame Klimamaßnahmen, wie Violet Shivutse von den Shibuye Community Health Workers in Kenia erläuterte.
Mehrere Teilnehmer*innen äußerten sich besorgt darüber, dass sich der Gipfel zu stark auf Kohlenstoffmärkte und grünes Wachstum konzentrierte und dass der globale Diskurs zugunsten der Länder verzerrt sei, die stark zum Klimawandel beitragen. Umweltverschmutzende Länder nutzen Afrika als Plattform, um ihre Emissionen durch CO2-Ausgleich zu kompensieren, während sie gleichzeitig unzureichende Kompensationen und finanzielle Beiträge für Klimaschutz und -anpassung in Afrika leisten. Es sind wirksame Sicherungen erforderlich, um die Landrechte von Frauen in globalen Kohlenstoffmärkten zu schützen, wobei Instrumente wie das Haki Ardhi Rights Reporting Tool, das von der Kenya Land Alliance, TMG Research und der Rainforest Foundation UK entwickelt wurde, eine wichtige Rolle spielen können.
„Ich habe das Gefühl, dass es an Verständnis dafür mangelt, dass alle Vorschläge im Zusammenhang mit den Kohlenstoffmärkten tatsächlich auf Land beruhen; und dennoch spricht niemand darüber, wem dieses Land gehört.“ – Esther Mwaura-Muiru, Global Advocacy Director, Stand for Her Land Campaign
Die Diskussionen machten deutlich, dass eine erfolgreiche Sicherung der Landrechte von Frauen die Auseinandersetzung mit tief verwurzelten sozialen Normen erfordert, die geschlechtsspezifische Ungleichheiten in Bezug auf Landbesitz aufrechterhalten. Kulturelle Systeme und lokale Traditionen können die Umsetzung einer fairen und gerechten Landpolitik behindern. Dies erfordert ein tieferes Verständnis der kulturellen Kontexte, die die Wahrnehmung von Landbesitz prägen, und ruft nach Sensibilisierung, offenen Dialogen und lokalen Bündnissen. Die Teilnehmer*innen empfahlen, Regierungen für ihre Menschenrechtsverpflichtungen verantwortlich zu machen und auf einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz zu setzen, um die Landrechte von Frauen zu sichern und soziale Normen zu ändern. Den Entscheidungen von lokalen Gemeinschaften über ihre Landnutzung muss Vorrang eingeräumt werden. Investitionen in die Wiederherstellung von Land und lokale Klimamaßnahmen sind ebenso essenziell. Dabei sollten Regierungen, Bürger*innen und kulturelle Vertreter*innen kooperieren, um Landbesitzthemen zu klären und Diskriminierung zu bekämpfen.
„Die Wiederherstellung von degradiertem Land bedeutet, in dieses Land zu investieren; Investitionen können aber nur erfolgen, wenn die Rechtsgrundlage so definiert wird, dass deutlich ist, wer davon profitieren wird.“ – Teddie Kamoto, UNCCD National Focal Point, Malawi
Viele Teilnehmer*innen waren der Meinung, dass die Anliegen und Stimmen marginalisierter Gemeinschaften auf dem Gipfel nicht ausreichend berücksichtigt wurden, und äußerten den dringenden Wunsch, dass Frauen aus ländlichen Gebieten in diese Dialoge einbezogen werden. Mit Hinblick auf die COP 28 betonten die Teilnehmer*innen, dass sich die Länder des Globalen Südens für Landrechte in Klimamaßnahmen einsetzen müssen. Sie forderten eine authentische Vision unter afrikanischer Führung, die das Potenzial des Kontinents für erneuerbare Energieressourcen, die Wiederherstellung von Land und den Erhalt der biologischen Vielfalt ausschöpft und gleichzeitig sichere Landrechte wahrt. Der weitere Weg erfordert Kohärenz und bewusste Bestrebungen für eine gerechte Beteiligung. Während die Diskussionen auf der globalen Bühne voranschreiten, müssen vor allem von Frauen geführte Ansätze für Klimaschutz und -anpassung in die Verhandlungen einfließen. Die Ergebnisse globaler Klimaverhandlungen müssen dazu beitragen, ein günstiges Umfeld zu schaffen, damit sich diese lokalen Lösungen weiterentwickeln und Bestand haben können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Landrechte nicht nur ein Teil des Puzzles sind, sondern die Grundlage für eine Just Transition bilden. Das impliziert auch, sich zusammenzuschließen und Koalitionen zu bilden. Klimamaßnahmen erfordern einen menschenrechtsbasierenden Ansatz mit robusten ökologischen und sozialen Sicherungen. Um eine nachhaltige Zukunft für alle zu schaffen, ist ein unermüdliches Engagement für die Einbeziehung der Perspektiven von lokalen Gemeinschaften und der am stärksten gefährdeten Personen erforderlich.